Burnout ist keine neue Krankheit – Interview mit Prof. Dr. Martin Mittwede, Ayurveda-Experte und Heilpraktiker für Psychotherapie

Mentale Erschöpfung? Burnout? Was die moderne Medizin vergessen hat

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

In diesem ausführlichen Interview auf QS24 erläutert Prof. Dr. Martin Mittwede, wie alte ayurvedische Weisheit uns heute hilft, mentale Erschöpfung und Burnout zu verstehen und zu begegnen. Die Sendung wurde produziert von QS24 – Schweizer Gesundheitsfernsehen – und verknüpft fundierte Psychotherapie mit jahrtausendealten Heiltraditionen. In diesem Beitrag finden Sie die wichtigsten Gedanken, praktische Hinweise und präventive Strategien sowie Hinweise zu weiterführenden Angeboten wie QS24, wikiSana, QS24.tv, Sprechstunden.

Interview: Fragen und Antworten

Vorstellung von Prof. Dr. Martin Mittwede

Silvia Müller: Können Sie kurz erklären, ob das, was wir heute «Burnout» nennen, bereits in den alten ayurvedischen Texten beschrieben war?

Prof. Dr. Martin Mittwede weist darauf hin, dass der moderne Begriff «Burnout» nicht wörtlich in den alten Schriften steht, wohl aber detaillierte Beschreibungen mentaler Dysbalancen. Er erklärt, dass Ayurveda und Yoga seit über 2000 Jahren Mechanismen nennen, mit denen sich mentale Balance beschreiben lässt. Diese Konzepte sind nicht nur philosophisch, sondern praktisch: Sie zeigen, wie Menschen aus der Mitte herausrutschen und wie sich Symptome entwickeln, wenn innere Signale überhört werden.

Sattva, Rajas, Tamas: die drei Qualitäten

Silvia Müller: Wie unterscheidet Ayurveda verschiedene Gemütszustände?

Mitwede erklärt die Dreiteilung der Geistesqualitäten: Sattva (Klarheit, Ruhe, Mitte), Rajas (Unruhe, Leidenschaft, Übererregung) und Tamas (Trägheit, Niedergedrücktheit). Er vergleicht Kopfhirn (kognitives Denken) und Bauchhirn (Gefühlsteppich) als zwei Ebenen, die zusammenwirken. Im ayurvedischen Bild geben Sattva, Rajas und Tamas ein präzises Innenklima wieder — und je stärker Sattva verblasst, desto weniger werden Warnsignale wahrgenommen.

Therapeutin berichtet, wie sie Signale übersah

Wie ein therapeutischer Prozess aussehen kann

Silvia Müller: Wenn ein Mensch mit Erschöpfung zu Ihnen kommt — wie gehen Sie praktisch vor?

Prof. Mitwede beschreibt seine grundsätzliche Haltung: Eine personenzentrierte Psychotherapie, die den Menschen dort abholt, wo er steht. Ayurveda ist in seinem Kern individuell; Therapie ist weniger Anweisung als Geburtshelfertum — man bietet Optionen und begleitet den Menschen, seine eigene Lösung zu finden. Wichtige Elemente sind Neubewertung (die Bedeutung von Symptomen verstehen), das Einbeziehen von Gefühlen und das Arbeiten mit inneren Bildern, Träumen und Geschichten als Spiegel der Innenwelt.

Silvia Müller: Welche Rolle spielt die Einbeziehung von Gefühlen?

Er betont, dass Psychotherapie dann wirkungsvoll ist, wenn Gefühle mitbearbeitet werden. Emotionen sind Bewegung (lat. motio) — indem man diese Bewegung lenkt, verändert sich das System. Geschichten und Metaphern dienen als sichere Ebene, um schwierige Wahrheiten anzuschauen, ohne dass die Person sich überwältigt fühlt.

Körper, Symptome und psychosomatische Dynamik

Silvia Müller: Wie ist der Körper in diesem Prozess zu verstehen?

Mitwede formuliert eine zentrale Einsicht: Der Körper ist ein weisungsfreudiger Diener, der zeigt, was psychisch oft verborgen bleibt. Symptome sind Botschaften, kein Feind. Anstatt Symptome nur zu unterdrücken, empfiehlt er, sie als Hinweis zu lesen und daraus eine Neubewertung vorzunehmen: Was will mir dieser Schmerz, diese Erschöpfung mitteilen?

Der Körper als weiser Diener, psychosomatische Perspektive

Burnout aus ayurvedischer Sicht: Vata, Pitta, Kapha

Silvia Müller: Können Sie den Burnout-Mechanismus mit den drei Doshas erklären?

Er erläutert die Abfolge: Oft beginnt es mit Vata — Unruhe und Hektik; dann kommt Pitta — das feurige Prinzip mit Ehrgeiz und Überanstrengung; schließlich Kapha — die Schwere, Müdigkeit und Erschöpfung. Im akuten Burnout sind alle drei Regulationsprinzipien aus dem Gleichgewicht geraten, Ojas (Lebenskraft) ist deutlich vermindert. Daraus folgt: Prävention muss früh ansetzen, bevor das System zusammenbricht.

Vata, Pitta, Kapha: Wege zum Ungleichgewicht

Praktische Alltagstipps: Prävention und Erste Schritte

Silvia Müller: Was können Menschen sofort tun, wenn sie merken, dass ihre Energie schwindet?

Mitwede empfiehlt einfache, leicht umsetzbare Maßnahmen: Pausenmanagement statt perfektionistischem Durchhalten. Er fragt provokativ, warum Raucher regelmäßig an die frische Luft dürfen, während andere kaum eine Minute Pause finden — und plädiert dafür, jede Stunde kurz rauszugehen, den Körper zu lockern und bewusst zu atmen. «Waldbaden» und längere Spaziergänge sind nachgewiesenermaßen heilsam; die Natur wirkt oft stärker als formale Meditation, weil sie uns die Elemente zurückgibt: Erde, Wasser, Feuer, Luft, Raum.

Pausenmanagement und Spaziergänge in der Natur

Silvia Müller: Wie vermeiden wir, dass Selbstfürsorge selbst wieder zum Leistungsdruck wird?

Er warnt vor «optimiertem» Gesundheitshandeln, das schnell in Leistungsdruck kippt. Muse — ein Zustand ohne Programm — ist kein Faulsein, sondern erlaubt kreatives Da-Sein, das Heilung fördert. Kleine Rituale, bewusste Pausen und die Erlaubnis, nicht ständig produktiv zu sein, sind präventiv wirksam.

Systemische Aspekte und Bewusstsein

Silvia Müller: Spielt im Ayurveda auch der soziale Kontext eine Rolle?

Mitwede betont, dass Menschen immer in Systeme eingebunden sind. Alte Texte erwähnen bereits Berufskrankheiten und einseitige Belastungen, doch die detaillierte systemische Psychotherapie ist ein moderner Ergänzungsbaustein. Zentral bleibt das Bewusstsein: Selbstreflexion auf der Bank sitzen — wo spüre ich Spannungen? — öffnet den Raum, wieder Handlungsspielräume zu sehen.

Soziale Systeme und berufliche Belastungen im Blick

Wenn scheinbar nichts mehr geht — Wege aus dem Tunnel

Silvia Müller: Was hilft, wenn der Tunnelblick alles blockiert?

Er zitiert eine Zen-Praxis: Die Frage «Was tust du, wenn gar nichts mehr geht?» kann eine Tür öffnen. «Alternativlosigkeit» ist eine gefährliche Erfahrung; allein das In-frage-Stellen wahrt die Beobachterposition und schafft neue Perspektiven. Bei schwerem Burnout kann eine Auszeit erforderlich sein: Kuraufenthalt oder eine psychosomatische Klinik als heilende Umgebung, gefolgt von ambulanter Stabilisierung.

Die Frage im Zen: Was tun, wenn nichts mehr geht?

Fazit

Prof. Dr. Martin Mittwede verbindet in diesem Gespräch das alte Wissen des Ayurveda mit modernen psychotherapeutischen Ansätzen. Kernbotschaften sind: Symptome sind Botschaften, der Körper zeigt, was die Psyche oft nicht sehen will; Prävention durch Pausen, Natur und Bewusstseinsübungen ist möglich; und wenn eine Krankheit kommt, kann sie auch ein Wendepunkt sein. Das Ziel ist nicht, schnell zu optimieren, sondern achtsam und verantwortungsbewusst mit der eigenen Balance umzugehen.

FAQ — Häufige Fragen

  • Was ist der schnellste praktische Tipp gegen beginnende Erschöpfung?Alle Stunde kurz an die frische Luft gehen, bewusst atmen, ein paar Dehnungen — Pausenmanagement statt Durchhalten.
  • Wann ist professionelle Hilfe nötig?Wenn Sie über Wochen an anhaltender Müdigkeit, Freudeverlust oder reduzierter Leistungsfähigkeit leiden, ist ein frühzeitiger ärztlicher oder therapeutischer Kontakt ratsam. Im ausgeprägten Burnout sind stationäre oder kurative Maßnahmen oft hilfreich.
  • Hilft Ayurveda bei Burnout?Ayurveda liefert erklärende Konzepte (Vata/Pitta/Kapha, Ojas) und praktische Interventionen zur Wiederherstellung der Balance. In Kombination mit psychotherapeutischer Begleitung können diese Ansätze sehr hilfreich sein.
  • Was kann die Gesellschaft tun?Mehr Prävention im Bildungssystem — z. B. ein Schulfach «Wie lebe ich gesund?» — und strukturelle Anerkennung von psychischer Gesundheit als Bestandteil der Gesundheitsvorsorge.

Weiterführende Ressourcen & Angebote von QS24

Wenn Sie tiefer einsteigen möchten: QS24 bietet zahlreiche Ressourcen, darunter die Online-Plattform wikiSana (umfangreiche Streaming-Datenbank) sowie interaktive QS24 Sprechstunden. Nutzen Sie auch die QS24 Academy (https://my.qs24.academy) für Kurse mit Zertifikaten und vertiefendes Wissen. Installieren Sie die QS24 App (https://www.qs24.tv/qs24-app/) und melden Sie sich für den Newsletter an (https://www.qs24.tv/newsletter/).

Besonders wichtig: Die Ausgabe 1 des QS24 Gesundheitskompasses erreichte bereits eine Auflage von 140.000 Exemplaren. Die zweite Ausgabe des QS24 Gesundheitskompasses erscheint im November 2025 und markiert einen neuen Meilenstein: über 600.000 Exemplare, davon rund 580.000 Stück direkt im D-A-CH-Raum verteilt. Entdecken Sie zudem die Online-Ausgabe des Gesundheitskompasses: https://qs24.run/online

QS24 bietet interaktive Sprechstunden (https://qs24.run/sprechstunden) — Experten-Events mit Live-Fragerunden und Networking: ein ideales Format, um konkrete Fragen zu Gesundheit und Prävention zu stellen.

Wichtige Fakten zur QS24 Mediengruppe

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  • wikiSana: Über 9.000 Sendungen in einer Streaming-Datenbank mit KI-Unterstützung (KI-Sana).

Abschluss

Dieses Gespräch mit Prof. Dr. Martin Mittwede auf QS24 zeigt: Alte Weisheit und moderne Therapie können Brücken schlagen — von Ursachen zur Wirkung, von Symptomen zu Botschaften. Wenn Sie jetzt einen kleinen Schritt für Ihre Balance unternehmen: Atmen Sie tief durch, gehen Sie kurz hinaus und fragen Sie sich: Was täte mir jetzt gut?

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Bleiben Sie gesund und neugierig.

In Dankbarkeit,
Ihr QS24-Team

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