Die Kolloquium-Experten diskutieren über die Kinder einer kranken Gesellschaft

Die Kinder sind die Symptomträger einer kranken Gesellschaft!

In diesem Gespräch, präsentiert von QS24 – Schweizer Gesundheitsfernsehen, spricht ein Expertengipfel über ein Thema, das uns alle betrifft: Trauma — seine biologischen Grundlagen, seine sozialen Folgen und die Wege zur Heilung. Dieser Beitrag fasst die zentralen Aussagen von Prof. Dr. Christian Schubert, Dr. med. Kurt Mosetter, Prof. Dr. Jörg Spitz, Dr. Petra Wichel und Prof. Dr. Stefan Hockertz zusammen und ordnet sie in einen klaren, handlungsorientierten Rahmen ein. Die Themen reichen von frühkindlichen Prägungen und Cortisol-Dynamiken bis hin zu gesellschaftlicher Verantwortung, Kita‑Politik und konkreten Präventions- und Therapieansätzen.

Dieser Text steht im Geiste von Alexander Glogg: seriös, herzlich und visionär. Er lädt Sie ein, das Thema Trauma mit offenem Blick zu betrachten und konkrete Schritte für die eigene Praxis, Familie oder Gemeinschaft mitzunehmen. Gleichzeitig finden Sie Hinweise zu Angeboten der QS24 Mediengruppe: qQS24, wikiSana, QS24.tv, Sprechstunden.

Inhalt

Inhaltliche Übersicht

  • Was ist Trauma? (Definition und therapeutische Perspektive)
  • Biologie des Traumas: Cortisol, Stressachsen und das Immunsystem
  • Langfristige Folgen: Krankheit, Lebenszeitverlust, Transgenerationseffekte
  • Therapie: Beziehung, Zeit und die Rolle der Schulmedizin und Ganzheitsmedizin
  • Gesellschaftliche Verantwortung: Familie, Kita, Arbeit und Alter
  • Prävention, Handlungsempfehlungen und FAQ

Interview: Fragen und Antworten

Was verstehen Sie unter „Trauma“?

Die Expertinnen und Experten betonen einheitlich: Trauma ist zuerst ein inneres Erlebensmuster, nicht bloß ein äusseres Ereignis. Dr. Kurt Mosetter erklärt, dass es auf das subjektive Erleben ankommt — nur das Individuum kann beurteilen, ob etwas traumatisch ist. Trauma beginnt oft schon in frühen Lebensjahren, bleibt aber im Körper und Gedächtnis bestehen. Eine ätiologische Betrachtung ist daher zentral: Wer die Entstehung versteht, kann ursächlich heilen.

Kurt Mosetter erklärt die innere Dimension von Trauma

Wie beeinflusst Trauma den Körper biologisch — besonders in Schwangerschaft und Kindheit?

Prof. Dr. Christian Schubert und andere erläutern die physiologischen Mechanismen: Im letzten Schwangerschaftstrimester produzieren Föten vermehrt Cortisol, das kurzfristig entzündungshemmend wirkt und für das Überleben wichtig ist. Kinder, die starkem pränatalem Stress ausgesetzt waren, kommen „gestresst“ zur Welt und zeigen erhöhte Cortisolspiegel.

Wesentlich ist die sogenannte Stress-Hyper-Responsive-Period: Von etwa dem 1. bis zum 10.–11. Lebensjahr reagieren sicher gebundene Kinder bei Stress kaum mit Cortisolanstieg — sie tragen sozusagen den Schutz der Eltern intern. Fehlt diese sichere Bindung, bleibt der Cortisollevel hoch, das Immunsystem lernt nicht angemessen und es kommt zu erhöhter Infektanfälligkeit.

Welche langfristigen gesundheitlichen Folgen haben traumatisierte Kinder?

Traumatisierte Kinder erleben häufig eine initiale Phase von Hyperkortisolismus, die später in einen Hypokortisolismus kippen kann. Diese Fehlregulation fördert chronische Entzündungsprozesse und Autoimmunerkrankungen und erhöht das Risiko für schwere körperliche Erkrankungen im Erwachsenenalter. Prof. Schubert verweist auf die ACE-Studie von Vincent Felitti: Sechs oder mehr belastende Ereignisse in den ersten 18 Jahren korrelieren mit bis zu 20 Jahren verkürzter Lebenszeit.

ACE-Studie: Zusammenhang zwischen Kindesbelastung und späterer Erkrankung

Wie wirkt sich die Politik der letzten Jahre (Lockdowns, Schulschliessungen) auf Kinder und Jugendliche aus?

Die Expertengruppe ist alarmiert: Schulschliessungen reduzieren nicht nur Bildung, sondern auch Schutz- und Beobachtungsräume. Ohne den Blick von Lehrpersonen und Außenstehenden bleiben häusliche Misshandlungen länger unentdeckt. Die Panelteilnehmer warnen vor einem langfristigen Gesundheitsverlust in der Bevölkerung durch die kumulative Traumatisierung der letzten Jahre.

Welche Rolle spielen therapeutische Beziehung und Zeit in der Heilung von Trauma?

Alle Gäste sind sich einig: Heilung geschieht in Beziehung. Ein sicherer Ort — emotional und sozial — ist die zentrale Ressource. Therapeutische Interventionen, Aufklärung und Zeit sind nötig. Medikamente oder vermeintlich schnelle neurochemische Eingriffe (wie diskutiert) ersetzen nicht die Beziehung. Im Gegenteil: Medikamente können bei dissoziierenden Patienten schädlich sein, wenn damit die letzte Überlebenskompensation unterdrückt wird.

Therapeutische Beziehung: sicherer Ort für Heilung

Wie sollen Praxis und Gesellschaft auf Traumafolgen reagieren?

Die Panel-Experten raten zu einem dreigleisigen Vorgehen: 1) Aufklärung — damit Fachpersonen und Eltern Signale verstehen; 2) Beziehungsarbeit — sichere soziale Netze stärken; 3) Körperliche Unterstützung — Energiehaushalt, Schlaf, Bewegung und Ernährung berücksichtigen. Prof. Schubert verweist auf mitochondriale Dysfunktionen bei chronischem Stress: Die „Batterie“ ist leer, der Motor stottert — sowohl Psyche als auch Stoffwechsel sind betroffen.

Körperliche Folgen von Trauma: Energieverlust und Mitochondrien

Ist die Kita‑Struktur ein Ersatz für ein sicheres Elternhaus?

Die Diskussion ist offen, aber kritisch. Dr. Petra Wichel und Dr. Stefan Hockertz weisen darauf hin, dass Kita‑Modelle nur unter bestimmten Voraussetzungen Eltern ersetzen können — wenn ausreichend qualifiziertes Personal, passende Betreuungsrelationen und echte Bindungsmöglichkeiten vorhanden sind. In vielen Regionen fehlen diese Voraussetzungen; massenhaft überbelegte Einrichtungen können Trauma sogar verstärken. Die Expertengruppe plädiert deshalb für eine Verstärkung familiärer Strukturen, Generationenhäuser und Fürsorgekonzepte, die Großeltern und Gemeinden einbinden.

Kita-Diskussion: Betreuung, Personal und Bindung

Gibt es gesellschaftliche Modelle, die präventiv wirken?

Beispiele wie familienfreundliche Politiken (z. B. staatliche Förderung junger Familien, wie in Ungarn erwähnt) werden als präventiv bewertet. Wichtig ist ein gesellschaftlicher Paradigmenwechsel: Workaholic‑Kultur, Isolation älterer Menschen und das Fehlen von Beziehungsnetzwerken sind Gesundheitsrisiken. Salutogenetische Ansätze (Resilienzförderung) und eine Rückbesinnung auf Zeit für Beziehungen sind Kernbotschaften.

Familienpolitik und Prävention: Wohnungs- und Familienförderung

Konkrete Handlungsempfehlungen

  1. Sichern Sie frühe Bindungen: Elternzeit, generationenübergreifende Betreuung und Bildung über Bindungsqualität stärken.
  2. Erkennen und Aufklären: Fachpersonen sollten Traumafolgen verstehen — in Schule, Medizin und Sozialarbeit.
  3. Therapeutische Beziehung vor Pharmakotherapie: Zeit, Vertrauen und psychotherapeutische Begleitung sind oft wirksamer und sicherer als schnelle medikamentöse Lösungen.
  4. Lebensstilinterventionen: Schlaf, Ernährung, Bewegung und psychosoziale Reintegration unterstützen mitochondriale Energie und Resilienz.
  5. Gesellschaftliche Struktur re‑denken: Arbeitskultur, Altenbetreuung und Kita‑Politik neu ausrichten im Sinne von Prävention.
Praktische Schritte: Schlaf, Ernährung, Bewegung als Prävention

FAQ — Häufige Fragen

Was unterscheidet Trauma von „normalem Stress“?

Trauma ist eine intensive, subjektive Überforderung, die die innere Sicherheit bricht. Es führt zu langfristigen Veränderungen in Stressachsen und Immunantworten — weit über den kurzfristigen Stress hinaus.

Ist frühe Traumatisierung immer heilbar?

Heilung ist möglich, aber sie benötigt Zeit, Beziehung und oft multidisziplinäre Unterstützung. Frühe Interventionen und sichere Bindungen erhöhen die Chancen erheblich.

Sind Medikamente bei Trauma grundsätzlich falsch?

Medikamente können in manchen Situationen helfen, doch die Panel-Experten warnen vor pauschalem Einsatz bei dissoziierenden Traumapatienten. Die primäre Arbeit sollte beziehungs- und reintegrationsorientiert sein.

Können Kitas das Elternhaus ersetzen?

Nur unter optimalen Bedingungen — ausreichend Personal, hohe Ausbildung und individuelle Bindungsmöglichkeiten — kann Betreuung kompensieren. In der Realität zeigen Studien und Erfahrungen, dass viele Einrichtungen diese Voraussetzungen nicht erfüllen.

Wie kann ich als Bürgerin/Bürger präventiv wirken?

Unterstützen Sie sozial verbindende Strukturen: Zeit mit Kindern und älteren Menschen, ehrenamtliche Angebote, Bildung über Bindung und Trauma sowie politische Forderungen nach familienfreundlicher Infrastruktur.

Weitere Informationen & Angebote von QS24

Wenn Sie diese Themen vertiefen möchten: Die QS24 Mediengruppe bietet umfangreiche Ressourcen — online, in der App und in gedruckten Formaten. Der erste Gesundheitskompass von QS24 erreichte bereits eine verteilte Auflage von 140’000 Exemplaren. Die zweite Ausgabe unseres QS24 Gesundheitskompasses erscheint im November 2025 und markiert einen neuen Meilenstein: Mit einer beeindruckenden Auflage von über 600.000 Exemplaren, davon rund 580.000 Stück im D‑A‑CH‑Raum, erreichen wir Leserinnen und Leser mit Interesse an Prävention und Ganzheitsmedizin.

Nutzen Sie die QS24 Academy für Weiterbildung: https://my.qs24.academy

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Abschlussrunde: Dank und Ausblick vom Moderator

Abschließende Worte

Trauma ist kein individuelles Versagen, sondern oft das Symptom einer kranken Gesellschaft. Die aufgezeigten biologischen Mechanismen verbinden Ursachen mit sichtbaren Wirkungen — von Cortisoldysregulation über Immunstörung bis zu sozialem Rückzug. Die Lösung liegt nicht in schnellen technischen Reparaturen, sondern in einer Kultur der Beziehung, Zeit und Prävention.

QS24, wikiSana, QS24.tv, Sprechstunden bieten deshalb Plattformen, Wissen und Weiterbildung, um diesen Paradigmenwechsel zu unterstützen. Wenn Sie etwas mitnehmen: Fördern Sie sichere Bindungen, stärken Sie soziale Netze und setzen Sie auf ganzheitliche Ansätze — für Ihre Gesundheit und die der nächsten Generation.

Herzlichen Dank für Ihr Interesse und Ihre Zeit. Bleiben Sie neugierig, bleiben Sie mitfühlend — und bleiben Sie gesund.

Mit großer Wertschätzung,

Alexander Glogg — QS24

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