Im Gipfeltreffen des Formats „Kolloquium Medicine“ auf QS24 moderierte Fabian Glogg eine tiefgehende Diskussion mit vier erfahrenen Experten: Dr. Simon Feldhaus, Dr. Manuel Burzler, Prof. Dr. Alexander Rondeck und Dr. Henning Sartor. Die Runde beleuchtete die strukturellen Probleme des aktuellen Systems und skizzierte praktikable Visionen für eine Gesundheitskultur, die Prävention, Zeit für Patienten und ganzheitliche Bildung in den Mittelpunkt stellt. Dieser Text fasst die Kernaussagen zusammen, ordnet sie ein und gibt konkrete Handlungsempfehlungen — in der nüchternen, zugleich herzlichen Sprache, wie Sie sie bereits von Alexander Glogg kennen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Warum jetzt handeln?
- Interview (Fragen & Antworten)
- Technologie & Bildung: Brücke zwischen Schulmedizin und Ganzheitsmedizin
- Konkrete Handlungsempfehlungen für Entscheider und Bürger
- FAQ — Häufige Fragen zur Diskussion
- Ressourcen & Weiterführendes
- Abschließende Gedanken
Einleitung: Warum jetzt handeln?
Die Expertinnen und Experten sind sich einig: Das heutige System ist in vielen Teilen nicht mehr zukunftsfähig. Die Diskussion drehte sich um drei zentrale Erkenntnisse, die für Sie als Patientin oder Patient und für alle im Gesundheitswesen Tätigen wichtig sind:
- Zeit ist die zentrale Ressource: Die systemische Unterbewertung des Arztgesprächs schwächt Prävention und Behandlung.
- Finanzielle Anreize sind Fehlsteuerungen: Technik wird höher honoriert als gesprochene Medizin.
- Bildung und Salutologie fehlen: Gesundheit muss gelehrt und praktisch erlebbar werden — bereits in Schule und Kita.

Interview (Fragen & Antworten)
Herr Glogg: Müssen wir das Gesundheitssystem überhaupt verändern — oder sind wir schon zufrieden mit dem Status quo?
Dr. Simon Feldhaus: Aus seiner Sicht ist das System in der heutigen Form kaum noch reformierbar — viele Veränderungen sind Flickwerk. Es brauche radikale Entscheidungen: Eine Basis-Grundversicherung für das Überleben und danach differenzierte Finanzierungsmodelle für besondere, sehr teure Therapien. Zudem müsse die Bevölkerung ein neues Verständnis von Versicherung lernen — weg vom „Sparkonto“-Gedanken, hin zu einem solidarischen Schutzsystem.
Dr. Henning Sartor: Er sieht die Dominanz ökonomischer Interessen als zentrales Problem: Einflussnahme bei Studien, Marktlogik gegenüber der Gesundheit. Die Medizin müsse wieder an der Frage ausgerichtet werden, wie möglichst viele Menschen gesund alt werden — Salutologie statt reiner Pathologie.

Was ist das größte strukturelle Problem — Zeit oder Geld?
Prof. Dr. Alexander Rondeck: Die Struktur, die Ärzten nicht genügend Zeit für individuelle Betreuung lässt, ist zentral. Wenn Gespräche nicht wertgeschätzt werden — zeitlich und finanziell — fällt Prävention aus. Das führt zu höheren Folgekosten in Jahrzehnten.
Dr. Manuel Burzler: Er ergänzt: Technische Leistungen sind oft besser bezahlt als Gespräche. Das ist ein denkbarer Grund dafür, warum Hausärzte und Pflegeberufe an Attraktivität verlieren.

Wieso reagieren Politik, Ärztinnen und Patienten nicht stärker auf diese Fehlentwicklungen?
Dr. Simon Feldhaus: Es fehlen politisch durchsetzbare Konzepte, die zugleich wählbar sind. Zudem ist das Berufsbild der ärztlichen Versorgung ein emotional stark beanspruchter Alltag: Wer acht Stunden täglich andere Menschen betreut, hat kaum Energie für kämpferische Lobbyarbeit für Systemänderungen.
Dr. Manuel Burzler: Aufklärung fehlt — bei Patientinnen und Patienten, aber auch bei Entscheidungsträgern: Viele wissen nicht, wie Abrechnungen funktionieren, welche Kosten eine Praxis hat oder warum Gespräche so gering bewertet werden.

Welche Lösungen schlagen Sie konkret vor — was würden Sie sofort ändern, wenn Sie könnten?
Dr. Simon Feldhaus: Er plädiert für ein Einheits-Krankenkassenmodell zur Sicherung einer Basisgesundheit plus private Zusatzversicherungen für Wunschmedizin. Gleichzeitig braucht es Anreize für gesundes Verhalten — zum Beispiel Prämienreduktionen bei nachgewiesener Prävention.
Dr. Henning Sartor: Er fordert eine Rückverteilung: Geld von Medikamenten und Gerätetechnik hin zur gesprochenen Medizin. Mehr Zeit für den Hausarzt müsse belohnt werden.
Prof. Dr. Alexander Rondeck: Eine Kombination aus digitaler Wissensvermittlung (Videos, Informationspakete) UND mehr ärztlicher Zeit. Digitale Formate dürfen das persönliche Gespräch nicht ersetzen — sie sollen es ergänzen.
Dr. Manuel Burzler: Er empfiehlt, medizinisches Wissen systematisch zugänglich zu machen: Videos, strukturierte Informationspakete und Bildungsarbeit bereits in Schulen und Kindergärten.

Wie kann Prävention praktisch umgesetzt und in Bildung verankert werden?
Prof. Dr. Alexander Rondeck: Er spricht sich aus für Salutologie als eigenes universitär anerkanntes Fach: Lernen von den Blue Zones, die Bedingungen schaffen, unter denen Menschen gesund 100 Jahre alt werden. Schulen, Kindergärten und Elternbildung müssen Gesundheitskompetenz praktisch vermitteln.
Dr. Henning Sartor: Praxisnahes Lernen fördert nachhaltiges Handeln — wie ein Schulkurs, der Kinder zum Kochen gesunder Gerichte motiviert (ein Beispiel: ein Kind kocht zuhause begeistert Lauchsuppe nach dem Kurs).
Technologie & Bildung: Brücke zwischen Schulmedizin und Ganzheitsmedizin
Die Experten sehen in der Kombination aus digitalen Inhalten und persönlicher Betreuung eine Brücke (Schulmedizin ↔ Ganzheitsmedizin). Digitale Videos und standardisierte Informationspakete können Routineaufgaben entlasten und dem Hausarzt Freiraum für tiefere Gespräche schaffen. Gleichzeitig muss die Finanzierung dafür sorgen, dass das gesprochene Wort fair honoriert wird — nur so entsteht Nachhaltigkeit.

Konkrete Handlungsempfehlungen für Entscheider und Bürger
- Stärken Sie die Hausarztmedizin: bessere Vergütung für Gesprächszeit, Rückgabe der Koordinationsfunktion.
- Bildungsoffensive: Salutologie in Studium, Gesundheitsbildung in Schule und Kindergarten.
- Finanzielle Klarheit: Basisversorgung solidarisch, Zusatzleistungen über private Modelle.
- Digitale Versorgung ergänzend nutzen: Praxisvideos, Patienten-Lernpakete, Telemedizin gezielt einsetzen.
- Anreize für Prävention: Bonusmodelle, Prämienreduktionen, Nachweis-Systeme für gesundheitsförderliches Verhalten.
FAQ — Häufige Fragen zur Diskussion
Was bedeutet Salutologie konkret?
Salutologie ist die Wissenschaft von der Gesundheit: Sie fragt nicht nur “Was ist Krankheit?”, sondern “Was ist optimaler Gesundheitszustand?” und wie er stabil gehalten werden kann. Das Lernen von langlebigen, gesunden Populationen (Blue Zones) liefert praktische Impulse.
Wieso ist die Gesprächszeit so wichtig?
Weil Prävention, Lebensstilberatung und psychosoziale Einschätzung Zeit brauchen. Wer kurz und technisch behandelt, verpasst Ursachenarbeit — Folgeerkrankungen und Kosten steigen langfristig.
Kann digitale Aufklärung Hausärzte ersetzen?
Nein. Digitale Formate sind Ergänzung und Hebel: Sie machen Wissen verfügbar, sparen Routinezeit und schaffen Raum für individuelle Therapieentscheidungen. Die Beziehung zwischen Arzt und Patient bleibt zentral.
Wie erreicht das Konzept breite Akzeptanz bei Politik und Bevölkerung?
Durch transparente Kommunikation, Pilotprojekte und wirtschaftliche Nachweise: Wenn Präventionsprogramme Kosten senken und Lebensqualität erhöhen, lassen sich politische Mehrheiten gewinnen. Aufklärung der Bevölkerung über Funktionsweise von Versicherungen ist essenziell.
Ressourcen & Weiterführendes
Sie möchten selbst aktiv werden? Nutzen Sie die Angebote der QS24-Mediengruppe:
- QS24 Gesundheitskompass — Ausgabe 1 erreichte bereits 140’000 Exemplare. Die zweite Ausgabe erscheint im November 2025 mit einer geplanten Auflage von über 600.000 Exemplaren (davon rund 580.000 Stück im D‑A‑CH‑Raum).
- QS24 Academy: Einzigartige Kurse mit Expertinnen und Experten, Zertifikate zu relevanten Themen. Besuchen Sie: https://my.qs24.academy
- Online-Zeitung Gesundheitskompass: https://qs24.run/online
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Abschließende Gedanken
Die Diskussion macht deutlich: Gesundheit lässt sich nicht allein technisch reparieren. Sie braucht Zeit, Prävention, Bildung und eine faire Finanzstruktur. Die Brücke zwischen Schulmedizin und Ganzheitsmedizin ist technisch möglich — sie verlangt jedoch politische Courage, ökonomische Neuverteilung und kulturelle Bildung. Die Vision ist erreichbar, wenn alle Beteiligten — Politik, Medizin, Bildung und Gesellschaft — Verantwortung übernehmen.
Herzlichen Dank für Ihr Interesse an dieser Debatte. Bleiben Sie informiert, engagiert und gesund. Nutzen Sie die Ressourcen von QS24, wikiSana, QS24.tv, Sprechstunden, um Ihren persönlichen Gesundheitskompass weiter auszubauen.
Mit herzlicher Wertschätzung,
Fabian Glogg und das QS24-Team — wie gewohnt seriös, herzlich, visionär.














