Im Rahmen einer vertieften Diskussion zur ganzheitsmedizinischen Leitlinie “Schlafstörungen” moderierte Alexander Glogg ein Expertengespräch mit Prof. Dr. Dr. Stefan Brunhuber, Dr. med. Kurt Müller, Dr. med. Matthias Meier und Dr. med. Maria Hempel. Die Sendung, produziert von QS24, verbindet wissenschaftliche Evidenz mit praktischen Empfehlungen. In diesem Interview‑Artikel fasst die Redaktion die wichtigsten Aussagen zusammen, erklärt die Hintergründe und gibt Ihnen konkrete Schritte an die Hand. Wenn Sie nach klaren, ganzheitlichen Antworten suchen – sei es über qs24, wikisana, qs24.tv, sprechstunden – finden Sie hier Orientierung.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Warum Schlafstörungen heute so häufig sind
- Ursachen verstehen: Nicht jede Schlafstörung ist gleich
- Schulmedizin vs. Ganzheitsmedizin: Brücke bauen
- Praktische, sofort anwendbare Maßnahmen
- Spezielle Ursachen: Entzündungen, Biomechanik, Schlafapnoe
- Schlafqualität: Tiefer Schlaf, REM und die Ordnung des Tages
- Träume und das Unbewusste
- Alltagsstrategien: Essen, Sport, Medien
- Palliative Perspektive: Beziehungen, Abschied, Erleichterung
- Konkrete Tipps zum sofortigen Ausprobieren
- FAQ – Häufig gestellte Fragen
- Weiterführende Angebote, Einladung und Fakten
- Abschliessende Gedanken
Einleitung: Warum Schlafstörungen heute so häufig sind
Alexander Glogg fragt: Haben Schlafstörungen in den letzten Jahren zugenommen und warum?
Dr. Kurt Müller und Prof. Brunhuber erläutern übereinstimmend, dass die Prävalenz von Schlafstörungen gestiegen ist. Beide führen das auf tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen zurück: höhere Tempoanforderungen, Informationsverdichtung und urbanes Leben führen zu einer dauerhaften Aktivierung des Sympathikus. Prof. Brunhuber beschreibt dies als eine Verschiebung des physiologischen Gleichgewichts – Stresshormone werden nicht mehr nur in Notsituationen eingesetzt, sondern chronisch aktiviert.

Ursachen verstehen: Nicht jede Schlafstörung ist gleich
Alexander Glogg fragt: Wie nähern Sie sich klinisch dem einzelnen Patienten?
Die Experten betonen, dass zuerst die Ursache ermittelt werden muss. Matthias Meier hebt hervor, dass das zentrale Nervensystem die Steuerzentrale ist und dass viele Beschwerden – von Arthrose bis Schlafstörung – mit einer autonomen Dysbalance (Herzratenvariabilität) einhergehen. Er misst regelmäßig die HRV und findet in 80–90 % der Fälle eine Sympathikus‑Überaktivität. Für Sie bedeutet das: eine Diagnose darf nicht beim Symptom stehen bleiben, sondern muss die systemischen Hintergründe erfassen.

Schulmedizin vs. Ganzheitsmedizin: Brücke bauen
Alexander Glogg fragt: Setzt die Schulmedizin nicht zuerst auf Schlafmittel?
Prof. Brunhuber erklärt, dass klassische schulmedizinische Behandlungen häufig medikamentös beginnen – Barbiturate, Benzodiazepine, GABA‑Modulatoren. Diese lindern Symptome, lösen aber selten die zugrunde liegenden Ursachen. Die Gesprächsrunde plädiert daher für eine integrative Herangehensweise: wenn Medikamente nötig sind, dürfen sie flankierend zu verhaltensmedizinischen und biophysiologischen Interventionen eingesetzt werden.

Praktische, sofort anwendbare Maßnahmen
Alexander Glogg fragt: Was können Patientinnen und Patienten unmittelbar tun, ohne Medikamente?
Die Experten nennen fünf einfache, evidenzgestützte Maßnahmen: dunkler Raum, Ruhe, kurze kontemplative Mantras (1–3 Minuten), warmes Fußbad und Reduktion der Screentime in den letzten 2–3 Stunden vor dem Schlafengehen. Diese Schritte fördern den Vagus‑Tonus und ermöglichen das “Runterfahren” des Nervensystems. Für Sie sind das kostenlose, leicht umsetzbare Hebel.

Spezielle Ursachen: Entzündungen, Biomechanik, Schlafapnoe
Alexander Glogg fragt: Wann ist eine schulmedizinische Abklärung dringend erforderlich?
Die Runde betont, dass bei Verdacht auf primäre Ursachen – Schlafapnoe, chronische Entzündungen, Infekte wie Borreliose oder EBV – eine gründliche ärztliche Abklärung notwendig ist. Prof. Brunhuber weist auf immunologische Aspekte hin: bei chronischer Entzündung verschiebt sich nächtliche Energieverteilung (Studien zeigen bis zu 30 % zusätzlicher nächtlicher Energieverbrauch durch Immunaktivität), Melatonin‑Produktion sinkt, und der Schlaf bleibt nicht regenerativ.

Alexander Glogg fragt: Kann die Wirbelsäule den Schlaf beeinflussen – auch bei Schlafapnoe?
Dr. Matthias Meier schildert, dass biomechanische Fehlstellungen der Halswirbelsäule die obere Atemwegsfreiheit beeinflussen können. Eine fehlende Lordose kann Gaumensegel und Rachen einengen, die Zunge nach hinten fallen lassen und so obstruktive Schlafapnoe begünstigen. Mechanische Therapien zur Aufrichtung der Halswirbelsäule haben in vielen Fällen zu einer Verbesserung geführt – ein klares Beispiel, wie ganzheitliche Diagnostik einen alternativen Behandlungsweg eröffnen kann.
Schlafqualität: Tiefer Schlaf, REM und die Ordnung des Tages
Alexander Glogg fragt: Wie definieren die Experten “guten” Schlaf?
Als Leitkriterium gilt der Erholungseffekt. Einige Menschen benötigen sechs Stunden, andere acht oder mehr – entscheidend ist, ob Sie sich am Morgen leistungsfähig und erholt fühlen. Prof. Brunhuber und Dr. Meier betonen beide die Bedeutung von Tiefschlaf (körperliche Reparatur) und REM‑Phasen (Gedächtnis‑ und Emotionsintegration). Zu viele Eindrücke während des Tages und zu wenig Ordnungszeit im Schlaf führen zu einer chronischen Unordnung, die am nächsten Tag weiter akkumuliert.

Träume und das Unbewusste
Alexander Glogg fragt: Sagen Träume etwas über die Schlafqualität aus?
Dr. Stefan Brunhuber bringt eine psychodynamische Perspektive ein: Träume sind eine wichtige, teils archetypische Informationsquelle des Unbewussten. Es gibt hohe interindividuelle Variabilität – manche Menschen erinnern sich regelmäßig, andere selten. Entscheidend ist Offenheit gegenüber dieser Quelle: Träume können therapeutisch transformativ wirken und sind Teil des Ordnungssystems im Schlaf.

Alltagsstrategien: Essen, Sport, Medien
Alexander Glogg fragt: Welche Rolle spielen Ernährung und Bewegung?
Die Experten empfehlen die einfache Regel: “Morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König, abends wie ein Bettler.” Spätes, üppiges Essen belastet die nächtlichen Funktionen und kann zu nächtlichem Erwachen führen. Zum Sport: moderate Bewegung am Tag fördert Tiefschlaf; bei hohem beruflichen Stress ist jedoch ein beruhigender Spaziergang am Abend oft hilfreicher als intensives Auspowern. Wichtig ist das Timing: kein hochintensiver Sport kurz vor dem Schlafen.
Palliative Perspektive: Beziehungen, Abschied, Erleichterung
Alexander Glogg fragt: Wie helfen Sie Menschen am Lebensende, besser zu schlafen?
Dr. Maria Hempel erläutert, dass im palliativmedizinischen Kontext Schlaf oft durch ungelöste Beziehungsfragen und Symptome gestört ist. Praktische Interventionen sind: Priorisierung (Was ist jetzt wirklich wichtig?), Versöhnungsangebote, Briefschreiben oder Vermittlung über Hospiz‑Ehrenamtliche. Solche Maßnahmen können große Erleichterung bringen und die nächtliche Unruhe reduzieren.

Konkrete Tipps zum sofortigen Ausprobieren
- Reduktion von Bildschirmzeit 2–3 Stunden vor dem Schlafen.
- Dunkler, ruhiger Raum; Lichtquellen entfernen; Blaulichtfilter nutzen.
- Warmes Fußbad 15–20 Minuten vor dem Zubettgehen.
- Kontemplatives Mantra oder 2 Minuten ruhige Atmung.
- Abendliches Lesen oder Tagebuchschreiben statt emotionaler Medien (Nachrichten, Thriller).
- Prüfen der Wirbelsäule bei Schnarchen/Schlafapnoe als ergänzende Maßnahme.
- Auf späte, schwere Mahlzeiten verzichten; leichtere Abendkost.
- Bei chronischer Symptomatik: medizinische Abklärung auf Entzündungen, Infekte oder organische Ursachen.

FAQ – Häufig gestellte Fragen
Gilt Schlafmittel‑Verzicht als immer vorrangig?
Medikamente können kurzfristig helfen, sind aber meist symptomatisch. Die Experten empfehlen, zuerst verhaltensmedizinische Maßnahmen umzusetzen und anschließend zu prüfen, ob medikamentöse Unterstützung nötig bleibt.
Wie viel Schlaf braucht der Mensch wirklich?
Die individuelle Bandbreite ist groß. Durchschnittswerte liegen bei 7 Stunden; entscheidend ist der subjektive Erholungseffekt am Morgen. Sportler und Menschen mit erhöhtem Gewebereparaturbedarf benötigen ggf. mehr Schlaf.
Können Kinder durch Informationsüberflutung Schlafstörungen bekommen?
Ja. Zu viele Eindrücke und zu frühe Bildschirmnutzung können die REM‑Phase und Gedächtniskonsolidierung stören. Ruhephasen und strukturierte Tagesabläufe helfen Kindern, die Inhalte zu ordnen.
Wo finde ich weiterführende Angebote und Kurse?
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Weiterführende Angebote, Einladung und Fakten
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Abschliessende Gedanken
Die Expertenrunde zeigt: Schlafstörungen sind selten ein isoliertes Problem. Sie sitzen an der Schnittstelle von Lebensstil, Biomechanik, Immunologie und Psyche. Für Sie bedeutet das: kleine, konsistente Veränderungen können großen Einfluss haben, und bei komplexeren Fällen lohnt sich eine integrative Abklärung. Nutzen Sie die Brücke zwischen Schulmedizin und Ganzheitsmedizin – sie eröffnet oft neue Wege zur echten Wiederherstellung Ihrer Schlafqualität.
Danke für Ihr Interesse und Ihr Vertrauen. Herzlich, Alexander Glogg und das QS24‑Team.
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