Inhaltsverzeichnis:
- PFAS – Das Jahrhundertgift: Unsichtbare Gefahr mit Alltagstauglichkeit
- Die unsichtbare Belastung: Mikro- und Nanoplastik im Körper – Was wir (nicht) wissen
- Regulierung und Realität: Was können Individuen tun? (Und wieso reicht Filterkaffee nicht aus…)
Als Kind, das in Oberbayern zwischen wilden Flüssen und Abenteuern mit dem Paddelboot gross wurde, hätte ich niemals gedacht, dass Wasser irgendwann zur Gefahr werden könnte. Doch das Unsichtbare ist oft das Gefährlichste: PFAS, Mikroplastik und Nanoplastik haben längst Einzug in unseren Alltag gehalten – und das nicht nur symbolisch. Von Outdoorjacken über Pizzaschachteln bis zum Morgenkaffee – die unsichtbare Bedrohung ist unser täglicher Begleiter. Lesen Sie weiter und entdecken Sie, warum Wegsehen keine Option ist, wie Sie persönlich gegensteuern können – und wieso ein bisschen Aufklärung manchmal Wunder wirkt.
PFAS – Das Jahrhundertgift: Unsichtbare Gefahr mit Alltagstauglichkeit
Seit den 1940er Jahren umgeben sie uns unsichtbar im Alltag – PFAS oder per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen. Diese Stoffgruppe umfasst inzwischen bis zu 10.000 verschiedene Chemikalien, die eines gemeinsam haben: Sie sind praktisch unzerstörbar.
Was sind PFAS und warum sind sie überall?
PFAS haben eine beeindruckende Eigenschaft, die sie für die Industrie unwiderstehlich macht: Sie sind wasser-, fett- und schmutzabweisend. Ein Traum für Hersteller verschiedenster Produkte, ein Alptraum für unsere Umwelt.
“Dieses Jahrhundertgift hat enorme Vorteile für uns. Es ist wasser-, fett- und schmutzabweisend.”
Die Bezeichnung “Jahrhundertgift” kommt nicht von ungefähr. PFAS bauen sich in der Natur praktisch nicht ab. Sie reichern sich an – überall. Vom Mönch in Tibet bis zum Eisbären am Nordpol – niemand entkommt ihnen. Selbst Menschen, die bewusst und nachhaltig leben, nehmen täglich PFAS auf.
PFAS im täglichen Leben: Von der Zahnpasta bis zur Outdoorjacke
Der Tag beginnt mit PFAS und endet mit ihnen. Sie lauern in:
- Zahnpasta und Kosmetikprodukten
- To-go-Bechern und Pizzakartons
- Teflonpfannen und Backpapier
- Outdoorkleidung und wasserfesten Schuhen
- Verpackungen aller Art
Besonders absurd: Selbst Bio-Lebensmittel müssen oft in PFAS-haltige Materialien verpackt werden. Das ist geradezu grotesk – ein Widerspruch, der zeigt, wie tief diese Chemikalien in unserer Konsumgesellschaft verankert sind.
Industrieskandale und zögerliche Regulierung
In Deutschland sind mittlerweile 1.500 Standorte bekannt, die mit PFAS belastet sind. An manchen Stellen wurden Werte gemessen, die den Richtwert um das 300.000-fache überschreiten. Besonders betroffen sind Gebiete um Flughäfen, wo jahrzehntelang PFAS-haltiger Löschschaum eingesetzt wurde.
Der amerikanische Hersteller 3M – auch in Deutschland mit Werken vertreten – zahlte in den USA freiwillig 12 Milliarden Dollar Schadensersatz. Dies geschah nach langwierigen Prozessen, die ein erschreckendes Bild der Verantwortungslosigkeit zeichneten.
Ein bekannter Fall: Ein Landwirt kämpfte jahrzehntelang gegen die Industrie, nachdem seine Tiere erkrankten und starben. Die “unabhängigen” Gutachter kamen zum Schluss, dass der Bauer nach fünf Generationen Rinderzucht plötzlich zu inkompetent geworden sei – während der eigentliche Grund in der massiven PFAS-Vergiftung lag.
Hoffnung am Horizont?
Erst jetzt beginnt die EU, das Problem ernsthaft anzugehen. Ab 2026 sollen strengere Grenzwerte und eindeutigere Regelungen greifen. Was das dann konkret bedeutet, bleibt abzuwarten. Aber PFAS ist längst überall und kann nicht so einfach aus dem natürlichen Kreislauf entfernt werden.
Die unsichtbare Belastung: Mikro- und Nanoplastik im Körper – Was wir (nicht) wissen
Es gibt Dinge, die wir nicht sehen können – und die uns dennoch täglich belasten. Mikroplastik und Nanoplastik gehören dazu. Sie sind unsichtbar, doch allgegenwärtig. Wie eine schleichende Gefahr umgeben sie uns im Alltag.
Die alltäglichen Eindringlinge
Wissen Sie eigentlich, was wir täglich aufnehmen? Nano- und Mikroplastik dringen in unseren Körper ein – über drei Hauptwege:
- Wasser: Vom Morgenkaffee bis zum Abenddurst
- Nahrung: In Verpackungen, auf Tellern, sogar in der Pizza-Schachtel
- Luft: Mit jedem Atemzug nehmen wir winzige Partikel auf
Es ist wie mit einer Gruppe Rehe im Wald. Der Jäger schiesst, die Tiere stürmen auseinander. Und zehn Minuten später? Grasen sie friedlich weiter, als wäre nichts geschehen. Genau so reagieren wir Menschen auf Warnmeldungen über Umweltgifte.
“Der Mönch in Tibet und der Eisbär auf dieser Welt sind genauso kontaminiert wie wir alle.”
Die Medien berichten regelmässig. ARD, ZDF, Bayerischer Rundfunk – alle haben das Thema aufgegriffen. Doch wir hören kurz zu und gehen dann zur Tagesordnung über. “Ja, ja, hab ich mal gehört, aber mich trifft’s ja nicht.”
Der Fall Alz: Vom Kindheitsparadies zur Giftschleuse
Manchmal wird die Gefahr persönlich. So wie bei der Alz – ein Fluss in Oberbayern. Früher ein Ort für Paddelboot-Abenteuer, heute ein Mahnmal der Umweltverschmutzung.
Vor etwa 20 Jahren, 2006, startete Greenpeace dort eine spektakuläre Aktion. Sie prangerten den Chemiepark Gendorf in Burgkirchen an: Giftstoffe in der Alz! Der Aufschrei der Industrie war gross. Empörung! Was erlauben sich diese “Spinner”?
Jahre später zeigten Untersuchungen: Der Mühldorfer Landkreis ist stark mit PFAS kontaminiert. Die Paddler von damals schwammen nicht nur durch klares Wasser, sondern durch eine chemische Suppe.
Mikroplastik kennt keine Grenzen
Was im kleinen bayerischen Fluss begann, hat längst globale Dimensionen angenommen. Die Verbreitung erfolgt nicht nur über Wasser und Nahrung, sondern auch durch:
- Verbrennung von Kunststoffen
- Produktionsabfälle
- Abrieb von Textilien
- Autoreifen auf Strassen
Die Folge? Selbst an den entferntesten Orten der Erde findet man heute diese Stoffe. Im Himalaya, wo Mönche meditieren. In der Arktis, wo Eisbären jagen. Niemand entkommt diesem unsichtbaren Netz aus synthetischen Partikel, die zumeist unsichtbar und dennoch gesundheitlich hoch gefährlich sind.
Regulierung und Realität: Was können Individuen tun? (Und wieso reicht Filterkaffee nicht aus…)
Die EU hat ein ambitioniertes Ziel: Ab 2026/2028 sollen Grenzwerte für etwa ein Dutzend PFAS-Stoffe gelten. Klingt gut, oder? Leider trügt dieser Eindruck.
Trügerische Sicherheit durch EU-Regelungen
Während in Europa die Regularien langsam greifen, läuft die globale Produktion ungebremst weiter. Von den bekannten 4.800 toxischen PFAS-Substanzen (bei insgesamt etwa 10.000 PFAS-Verbindungen) werden gerade mal eine Handvoll reguliert.
Symbolpolitik sieht anders aus: Plastiktüten- und Strohhalmverbote machen Schlagzeilen, aber das Kernproblem bleibt ungelöst. Diese Chemikalien sind bereits überall.
“Wir dürfen nicht die Verantwortung an die Staaten abgeben – individuelle Möglichkeiten gibt es!”
Und diese Möglichkeiten sollten wir nutzen. Denn die Realität ist ernüchternd: Praktisch bei jedem Menschen lassen sich PFAS im Blut nachweisen. Therapeuten, die Blutwäschen durchführen, bestätigen: “Ausnahmslos bei jedem nachweisbar.”
Praxis-Tipp: Wie kann man sich selbst schützen?
Wenn die Politik nur langsam handelt, müssen wir selbst aktiv werden. Die gute Nachricht: Es gibt effektive Filtermethoden für unser Trinkwasser:
- Aktivkohlefilter: Entfernen etwa 75% der PFAS-Belastung und sind vergleichsweise kostengünstig
- Umkehr-Osmose: Der Goldstandard mit nahezu vollständiger Entfernung von PFAS
Interessanterweise reicht selbst die Dampfdestillation nicht aus – die winzigen PFAS-Moleküle bleiben hartnäckig. Nur die Umkehr-Osmose schafft es, sie vollständig zu eliminieren.
Warum nicht einfach testen lassen? Die Messmethoden sind leider “sehr aufwendig und sehr teuer”, wie Experten bestätigen. Hinzu kommt: Welchen der tausenden PFAS-Stoffe soll man überhaupt testen?
Warum Eigenverantwortung und kritisches Bewusstsein zählen
Wir leben in einer Welt voller dieser Chemikalien. Sie sind buchstäblich überall: “Es ist da, es ist dort, es ist überall.”
Die unbequeme Wahrheit? Wir geniessen die “Segnungen” moderner Materialien – wasserabweisende Outdoorjacken, antihaftbeschichtete Pfannen, schmutzabweisende Teppiche – aber der Preis dafür ist hoch.
Bis die toxischen Wirkungen offiziell festgestellt wurden, hatten diese Stoffe längst Einzug in unseren Alltag gehalten. Jetzt müssen wir damit umgehen.














