In diesem Interview beantwortet Dr. med. Christian Larsen zentrale Fragen zur Funktion, Prävention und Therapie von Hand- und Fingerschmerzen. Die Antworten sind praxisnah, bildhaft erklärt und verknüpfen schulmedizinische Erkenntnisse mit einem ganzheitlichen Übungsansatz. Dieser Beitrag richtet sich an alle, die ihre Hände langfristig schmerzfrei und beweglich erhalten möchten.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung: Warum die Hand mehr Aufmerksamkeit verdient
- Die zwei häufigsten Haltungsfehler der Hand
- Arthrose und Daumensattelgelenk
- Karpaltunnelsyndrom: Ursachen und Vorbeugung
- Muskelbalance: intrinsische Handmuskulatur stärken
- Konkrete Übungen und Alltagstipps
- Ressourcen und Unterstützung
- FAQ
- Weiterführende Angebote von QS24
- Abschließende Gedanken
Einführung: Warum die Hand mehr Aufmerksamkeit verdient
Warum ist es wichtig, die Hand nicht nur punktuell zu betrachten, sondern im Gesamtzusammenhang?
Dr. Larsen erklärt, dass die moderne Wissenschaft stark auf Analyse setzt: ein Gewebe, ein Problem. Die Spiraldynamik verfolgt einen ergänzenden Weg der Synthese. Das bedeutet: Statt nur ein Gelenk oder eine Sehne zu betrachten, wird die Hand im Zusammenhang mit Arm, Schulter, Haltung und Alltagsbewegungen gesehen. So werden Schlüsselzusammenhänge sichtbar, die Fehlbelastungen erklären und damit präventiv und therapeutisch angegangen werden können.
Die zwei häufigsten Haltungsfehler der Hand
Welche zwei Fehler sieht Dr. Larsen am häufigsten bei der Handhaltung?
Er benennt zwei grundlegende Muster: Erstens eine falsche Achsenausrichtung, bei der der dritte Finger nicht in Verlängerung des Unterarms liegt. Zweitens eine fehlende Kugel‑ oder Gewölbeform der Hand mit gleichzeitig krallenhaften Fingern. Beide Muster führen zu Überlastungen, Koordinationsverlust und langfristig zu Entzündungen oder Abnutzungserscheinungen.
Wie erkennt man diese Fehler im Alltag?
Oft fällt es beim Halten einer Bratpfanne, beim Tennisgriff oder bei der Arbeit am Computer auf. Die Hand sollte wie eine aufgeblasene Kugel funktionieren: leicht gewölbt, Daumen in Opposition zum Kleinfinger und die Achse in Verlängerung des Unterarms. Viele Menschen sitzen am Laptop mit abgeflachtem Handgewölbe und gekrallten Fingern — damit sind Probleme bereits programmiert.
Arthrose und Daumensattelgelenk
Wie entsteht Arthrose im Daumengrundgelenk, obwohl die Hand doch scheinbar wenig belastet ist?
Das Daumengrundgelenk ist ein Sattelgelenk. Wenn der Daumen aus seiner natürlichen Stellung fällt und beim Zupacken verdreht wird, entstehen Druckspitzen, die den Knorpel schädigen. Wichtige Ursachen sind Fehlstellung, fehlende Opposition des Daumens, genetische Veranlagung und metabolische Faktoren. Die gute Nachricht: Viele Fälle lassen sich durch gezielte Wiederherstellung der Stellung und Kräftigung verbessern.
Was konkret sollten Sie beim Arbeiten mit Werkzeug, Schubkarre oder Gartenschere beachten?
Grundsätzlich: Hand in Verlängerung des Arms, Kugelhand bilden und langsam schließen. Der Daumen sollte in Opposition zum Kleinfinger bleiben, nicht nach vorne einknicken. Praktisch hilft das Bild eines aufgeblasenen Ballons in der Hand: so greifen Sie kraftvoll und schonend zugleich.
Karpaltunnelsyndrom: Ursachen und Vorbeugung
Wie entsteht ein Karpaltunnelsyndrom aus Sicht von Dr. Larsen?
Mehrere Faktoren spielen eine Rolle: Alter, Stoffwechsel, Schilddrüsenerkrankungen und vor allem mechanische Fehlbelastung. Wenn die Opposition von Daumen und Kleinfinger fehlt und die Hand dauerhaft abgeflacht oder gekrallt ist, verändert sich die Geometrie im Handgelenk. Der Tunnel wird enger, Sehnen verdicken sich durch Überlastung und der Nerv gerät unter Druck.
Wann ist operieren notwendig und ist die OP eine dauerhafte Lösung?
Bei nachgewiesener Nervenlähmung, vor allem bei Schwäche des Daumenballens, ist eine Operation indiziert. Die Operation erweitert den Tunnel und ist in der Regel erfolgreich. Langfristig sinnvoll ist aber zusätzliches Training, damit die Nachbesserung in der Bewegungsqualität nicht durch bestehende Fehlmuster wieder aufgehoben wird. Ohne Training kann die Problematik in Einzelfällen erneut auftreten.
Muskelbalance: intrinsische Handmuskulatur stärken
Welche Rolle spielt die intrinsische Handmuskulatur?
Bei Faustschluss kommen etwa 60 Prozent der Kraft aus den langen Unterarmmuskeln und 40 Prozent aus der Handmuskulatur. Viele Menschen arbeiten jedoch in einem Verhältnis von 80 zu 20. Die Folge ist eine Verkümmerung der ortsansässigen Handmuskulatur und Überlastung der langen Sehnen. Therapieziele sind daher: das Gewölbe wiederherstellen und die intrinsische Handmuskulatur aktivieren.
Konkrete Übungen und Alltagstipps
Welche Übungen empfiehlt Dr. Larsen für mehr Kraft und bessere Achse?
Er zeigt einfache, alltagstaugliche Übungen: die “Fingerraupe” zur Kräftigung, Wellenbewegungen der Hand zur Mobilisation, Achsentraining für die Ausrichtung im Handgelenk, Stützfunktionstraining und das Umhüllen eines Glases, um die richtige Druckverteilung zu üben. Diese Übungen lassen sich im Alltag leicht integrieren und sind auch als Videoanleitungen auf den Klipp-und-Klar-Videos der Spiraldynamik zu finden.
Kann Training Arthrose aufhalten oder verbessern?
Ja. Besonders bei der Daumengrundgelenksarthrose sind sehr gute Ergebnisse möglich, selbst bei fortgeschrittenen Fällen, wenn mechanische Stellung und Funktion wiederhergestellt werden. Handgelenksarthrose und Fingergelenksarthrosen profitieren zusätzlich von metabolischer Betrachtung: Ernährung, Gewicht und Stoffwechsel beeinflussen Entzündung und Verlauf. Mechanik und Metabolik gemeinsam anzugehen erhöht die Erfolgschancen.
Ressourcen und Unterstützung
Wo finden Sie Übungen, Videos und Therapeuten?
Dr. Larsen verweist auf die Webseite der Spiraldynamik mit Klipp-und-Klar-Videos, auf Übungsgruppen sowie auf lokale MedCenter. Wer keinen Therapeuten vor Ort hat, kann an Patienten-Selbsthilfe-Online-Übungsgruppen teilnehmen und Feedback von erfahrenen Therapeuten erhalten. Die Spiraldynamik-Med-Center bieten zudem Kurse, Trainingsgruppen und Ausbildungen für medizinische Berufe sowie Bewegungsspezialisten.
Weitere praktische Angebote und vertiefende Informationen finden Sie außerdem auf den Plattformen von QS24, auf wikiSana und auf QS24.tv sowie in den QS24 Sprechstunden.
FAQ
Wie erkenne ich, dass meine Handachse nicht stimmt?
Wenn der Mittelfinger nicht in Verlängerung des Unterarms steht oder die Hand beim Greifen abgeknickt wirkt, liegt oft eine Achsenfehlstellung vor. Beobachten Sie das Halten von Pfanne, Tasche oder Werkzeug.
Hilft ein Ballonbild bei der Handhaltung?
Ja. Stellen Sie sich vor, Ihre Hand ist ein aufgeblasener Ballon. Dieses Bild hilft Ihnen, das Gewölbe zu spüren und den Daumen in Opposition zu halten.
Kann man ein Karpaltunnelsyndrom ohne Operation verbessern?
In frühen Stadien oft ja: durch Wiederherstellung der Handgewölbeform, Aktivierung der intrinsischen Handmuskulatur und Anpassung von Bewegungsmustern. Bei fortgeschrittener Nervenschädigung ist die Operation jedoch notwendig.
Gibt es spezielle Übungen gegen Daumenschmerzen?
Ja. Übungen zur Abspreizung des Daumens, Achsentraining und gezielte Kräftigung der Handmuskulatur sind zentral. Videos und Übungsanleitungen finden Sie bei Spiraldynamik und auf den Klipp‑und‑Klar-Videos.
Wird Ernährung bei Arthrose besprochen?
Ja. Ernährung, Gewicht und Stoffwechsel sind wichtige Begleitfaktoren. Mechanische Therapie und metabolische Maßnahmen gemeinsam anzugehen führt zu besseren Ergebnissen.
Weiterführende Angebote von QS24
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Abschließende Gedanken
Die Hände sind ein unvergleichliches Sinnes- und Ausdrucksorgan. Mit wenigen, gezielten Anpassungen in Haltung und Training können Sie Fehlbelastungen verhindern oder deutlich reduzieren. Das Zusammenspiel von Mechanik, Stoffwechsel und bewusster Bewegung ist die Brücke zwischen Ursachen und Wirkungen. Werden Sie aktiv, üben Sie regelmässig und holen Sie sich Unterstützung über Kurse, Videos oder Therapeuten, wenn nötig.
Herzlichen Dank für Ihr Interesse. Bleiben Sie achtsam mit Ihren Händen.
Mit warmen Grüssen und Dankbarkeit,
Ihr QS24-Team
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