Dieses Gespräch stammt aus einer Sendung von QS24 – Schweizer Gesundheitsfernsehen. In einem offenen und fachlich fundierten Austausch erläutert Dr. Karoline Bischoff, Fachärztin für Frauenheilkunde und Sexualtherapeutin, wie Sexualtherapie funktioniert, für welche Anliegen sie hilft und wie Sie praktische Schritte in Ihren Alltag integrieren können. Der Beitrag richtet sich an alle, die mit Lustfragen, Schmerzen, Leistungserwartungen oder traumatischen Erfahrungen kämpfen – und an Fachkolleginnen und -kollegen, die sich weiterbilden möchten. Lesen Sie weiter, um konkrete Antworten und umsetzbare Impulse zu erhalten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitende Fragen: Abgrenzung und erste Ängste
- Wer kann von Sexualtherapie profitieren?
- Therapieansatz: Körper, Bewusstsein und Praxis
- Haltungen, Diagnosen und Pathologisieren
- Praktische Übungen und Alltagstauglichkeit
- Dauer, Erfolgsaussichten und Eigenverantwortung
- Weiterbildung und Informationsquellen
- FAQ – Häufig gestellte Fragen
- Ressourcen & Praxis‑Hinweise
- Abschließende Gedanken & Einladung
- Über QS24 – Angebote, Kompass und Sprechstunden
- Über die QS24 Mediengruppe AG – Fakten
- Dank und Ausblick
Einleitende Fragen: Abgrenzung und erste Ängste
Frau Dr. Bischoff, wie grenzen Sie Sexualtherapie von anderen Angeboten wie Tantra oder ungeprüften Beratungen ab?
Dr. Karoline Bischoff macht klar, dass Sexualtherapie wie Psychotherapie rechtlich klar geregelt ist. In der Therapie ziehen sich Menschen nicht aus, es gibt keine genitalen Berührungen und klare berufsethische Grenzen. Im Gegensatz dazu gibt es Angebote wie Tantra, die sehr unterschiedlich praktiziert werden können. Deshalb ist es wichtig, auf die Ausbildung und Qualifikation des Anbieters zu achten: Eine fundierte Ausbildung zur Sexualtherapeutin oder zum Sexualtherapeuten dauert oft mehrere Jahre.
Wer kann von Sexualtherapie profitieren?
Für welche Themen suchen Menschen eine Sexualtherapie auf?
Die Palette ist breit: Eltern mit Fragen zur kindlichen Sexualentwicklung, Erwachsene mit Lust‑/Unlust‑Problemen, Paare mit unterschiedlichem Bedürfnis, Menschen mit Orgasmusstörungen, frühzeitigem Samenerguss, Erektionsstörungen oder Schmerzen beim Sex. Ebenso begleiten Sexualtherapeutinnen und -therapeuten Menschen mit starken sexuellen Vorlieben, die Konflikte in Beziehungen erzeugen, sowie Personen mit dranghaften Verhaltensweisen wie ständigem Pornokonsum oder Chatverhalten. Bei Traumata gilt oft: Erst Traumatherapie, dann Sexualtherapie, wenn die Alltagsstabilität wieder vorhanden ist.
Therapieansatz: Körper, Bewusstsein und Praxis
Welche Methoden nutzen Sie konkret in der Praxis?
Dr. Bischoff arbeitet sexokorporell – ein körperorientierter Therapieansatz, der seit Jahrzehnten angewendet wird. Die Arbeit umfasst Gespräche, Atem‑ und Körperwahrnehmungsübungen sowie Bewegungssequenzen, die Durchblutung und Erregung fördern. Ziel ist, das Nervensystem zu regulieren und neue sinnliche Erfahrungen zu ermöglichen. Das verändert Gefühle schneller als reines kognitives Reden und führt oft zu schnellerer Besserung.
Wie sieht eine typische Sitzungsstruktur aus?
Am Anfang steht die Frage: Wohin möchten Sie? Aus einem „Ich will weg von…“ wird ein realistisches Ziel. Zuerst erkunden Therapeutin und Klient(in) vorhandene Ressourcen: Was funktioniert bereits? Welche Formen sexueller Erregung sind vorhanden? Erst in weiteren Sitzungen folgen Übungen, Tipps und alltagsorientierte Aufgaben. Oft übt der Patient zu Hause – kurze, realistische Übungen (z. B. eine Minute unter der Dusche) sind effektiver als unpraktische Aufgaben, die nur Druck erzeugen.
Haltungen, Diagnosen und Pathologisieren
Wie begegnen Sie dem Gefühl, „defekt“ zu sein?
Ein zentraler Punkt ist die Haltung: Dr. Bischoff sieht den Menschen als Träger von Logiken und Strategien, nicht als Defekt. Viele Reaktionsmuster haben Sinn — sie haben in der Vergangenheit geschützt oder funktioniert. Wenn Patientinnen und Patienten die Logik ihrer Strategien verstehen, löst das Scham und Selbstabwertung. Dann wird Veränderung möglich, ohne das Gefühl, ein Versager zu sein.
Praktische Übungen und Alltagstauglichkeit
Welche einfachen Übungen können Sie empfehlen?
Beginnen Sie mit Achtsamkeit und Selbstwahrnehmung: einfache Berührungs‑ und Wahrnehmungsübungen an der Hand, Atemübungen zur Beruhigung des Nervensystems, sowie Bewegungen, die die Beckenregion durchbluten. Es geht weniger um performative Techniken als um das langsame Gewinnen von Vertrauen in den eigenen Körper. Die Übungen sind individuell und müssen realistisch in Ihren Alltag passen.
Dauer, Erfolgsaussichten und Eigenverantwortung
Wie lange dauert Sexualtherapie typischerweise?
Das ist sehr individuell. Einige Menschen erreichen ihr Ziel nach drei Sitzungen, andere benötigen 30 oder mehr. Entscheidend ist die Übungsbereitschaft: Regelmäßiges Üben schafft neue neuronale Verknüpfungen und beschleunigt die Veränderung. Sexualtherapie ist eine übungsbasierte Therapie — je regelmäßiger Sie zuhause arbeiten, desto schneller werden Sie Fortschritte sehen.
Weiterbildung und Informationsquellen
Wo können sich Betroffene und Fachpersonen informieren?
Dr. Bischoff verweist auf Fachangebote wie die ZISS‑Ausbildung (ziss.ch) sowie Informationsportale wie lili.ch. Auf diesen Seiten finden Sie Beschreibungen und kleine Filmclips zu Übungen, außerdem Listen zertifizierter Therapeutinnen und Therapeuten. Ein unverbindliches Erstgespräch dient dazu, Vertrauen zu prüfen und die Passung zu klären.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Ist Sexualtherapie nur für Paare oder auch für Einzelpersonen?
Beides. Sexualtherapie hilft Einzelpersonen bei Lust‑ und Erregungsfragen, Schmerzen oder problematischen Verhaltensweisen, und Paaren bei Differenzen im Bedürfnis, Kommunikationsproblemen oder Intimitätsfragen.
Muss ich mich ausziehen oder intime Handlungen in der Sitzung durchführen?
Nein. Therapeutische Arbeit unterliegt klaren ethischen Regeln: Es gibt keine genitalen Berührungen und keine Aufforderung, sich zu entkleiden. Körperübungen sind achtsam und respektvoll gestaltet.
Was, wenn ich traumatische Erfahrungen habe?
Bei aktiven Flashbacks oder schwerer Traumafolgestörung sollte zunächst Traumatherapie erfolgen. Sexualtherapie kann anschließend helfen, die Bereiche der Sexualität wieder zu bewohnen und zu genießen.
Wie finde ich eine qualifizierte Therapeutin oder einen qualifizierten Therapeuten?
Achten Sie auf Ausbildung, berufliche Qualifikation und Transparenz. Fragen Sie nach Umfang der Ausbildung (bei seriösen Angeboten sind mehrere Jahre üblich) und nach dem therapeutischen Ansatz.
Ressourcen & Praxis‑Hinweise
- Websites: ziss.ch, lili.ch
- Erstgespräch: Oft unverbindlich, dient der Passungsprüfung
- Übungsempfehlung: Kurz, realistisch, in den Alltag integrierbar
Abschließende Gedanken & Einladung
Sexualtherapie ist mehr als Problembewältigung: Sie stärkt Selbstwahrnehmung, Achtsamkeit und sexuelle Selbstsicherheit. Der körperorientierte Weg ermöglicht oft schnellere emotionale Veränderungen, weil er Nervensystem und Erleben direkt anspricht. Wenn Sie neugierig sind: Nutzen Sie die Informationsangebote, stellen Sie Fragen im Erstgespräch und wählen Sie eine qualifizierte Fachperson.
Über QS24 – Angebote, Kompass und Sprechstunden
QS24 bietet Ihnen ein umfassendes Ökosystem zu ganzheitlicher Gesundheit. Erfahren Sie mehr über die QS24 Academy (https://my.qs24.academy), die QS24 APP (https://www.qs24.tv/qs24-app/) und unsere interaktiven QS24 Sprechstunden (https://qs24.run/sprechstunden). Lesen Sie den Gesundheitskompass: Ausgabe 1 erreichte bereits eine verteilte Auflage von 140.000 Exemplaren. Die zweite Ausgabe unseres QS24 Gesundheitskompasses erscheint im November 2025 mit einer Auflage von über 600.000 Exemplaren, davon rund 580.000 im D‑A‑CH‑Raum verteilt – ein Meilenstein in der ganzheitlichen Gesundheitskommunikation.
Weitere Angebote: Online‑Zeitung und umfangreiche Inhalte finden Sie unter https://qs24.run/online. Melden Sie sich für den QS24 Newsletter an: https://www.qs24.tv/newsletter/ und bleiben Sie informiert.
Über die QS24 Mediengruppe AG – Fakten
- Tagesreichweite: bis zu 600.000 Zuschauer über alle Kanäle.
- Über 400.000 YouTube‑Abonnenten; monatlich mehr als 419.900 gestreamte Stunden.
- Mehr als 6.500 Videos, 120 neue Formate pro Monat, über 700 Fachärzte und Wissenschaftler im Netzwerk.
- wikiSana: größte Plattform für ganzheitliche Medizin mit KI‑Unterstützung, über 9.000 Sendungen.
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Dankbarkeit und Ausblick
Herzlichen Dank für Ihre Zeit und Ihr Interesse an diesem wichtigen Thema. Sexualität ist ein Lebensbereich, der uns alle berührt – oft sensibel, manchmal herausfordernd, immer persönlich. Die Einladung lautet: Wagen Sie den Schritt, informieren Sie sich, und wenn Sie bereit sind, suchen Sie qualifizierte Unterstützung. Sie sind nicht allein auf diesem Weg.
Mit Dankbarkeit und besten Wünschen,
QS24 – Ihr Schweizer Gesundheitsfernsehen
