Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Interview
- Schlüsselbotschaften — kurz und klar
- FAQ — Häufige Fragen
- Weiterführende Angebote der QS24 Mediengruppe
- Abschluss
Einleitung
In diesem Gespräch auf QS24.tv erklärt Univ.-Prof. Dr. Christian Schubert, wie frühkindliche Traumata das Stress- und Immunsystem langfristig verändern können und warum viele chronische Krankheiten in der klassischen Behandlung unzureichend an die Wurzel herangeführt werden. Diese Ausgabe wurde produziert von QS24 – Schweizer Gesundheitsfernsehen – und ist Teil des Netzwerks QS24, wikiSana, QS24.tv, Sprechstunden. Sie erhalten hier eine klare und visionäre Zusammenfassung: Was Sie wissen sollten, was Sie sofort tun können und wie die Medizin umdenken muss.
Interview
Alexander Glogg: Professor Schubert, warum ist Ihnen dieses Thema so ein persönliches Anliegen?
Christian Schubert erklärt: Viele Menschen tragen lebenslange, chronische Erkrankungen. Häufig wird nur das Symptom behandelt, nicht aber die biografischen und psychischen Ursachen. Wenn Sie chronisch krank sind oder Angehörige haben, dann lohnt es sich, nicht nur das Blutbild und die Organe zu betrachten, sondern auch die Lebensgeschichte. Das ist keine Moralisierung, sondern ein wissenschaftlich gestützter Blick auf Ursachen.

Alexander Glogg: Sie sagen, frühkindliche Traumata können sich Jahrzehnte später in körperlichen Krankheiten äußern. Wie lässt sich das erklären?
Schubert verweist auf die ACE-Studie (Vincent Felitti, Kaiser Permanente) mit über 26.000 Teilnehmern: Je mehr adverse childhood experiences (ACEs) ein Mensch erlebt hat, desto höher das Risiko späterer schwerer Entzündungs- und Zivilisationskrankheiten — Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen, Krebs und mehr. Mechanistisch führt wiederholter Stress in der Entwicklung zu einer Dysregulation des Stresssystems (HPA-Achse) und damit zu einer dauerhaften Fehlsteuerung der Immunantwort.

Alexander Glogg: Können Sie das mit dem Stresshormon Cortisol und der Immunentwicklung konkretisieren?
Schubert erläutert: In einer normalen Entwicklung gibt es eine Phase, in der Kinder nur wenig Cortisol bei Stress freisetzen (eine „hyper-responsive period“). Das schützt das sich entwickelnde Immunsystem. Bei traumatisierten Kindern wird aber über längere Zeit zu viel Cortisol freigesetzt, das Immunsystem wird wiederholt gehemmt und kann nicht richtig reifen. Später folgt ein Erschöpfungsstadium — dann wird zu wenig Cortisol gebildet und das Immunsystem gerät in Daueraktivierung (chronische Entzündung). Chronische Entzündung schädigt Gewebe, fördert oxidativen Stress, DNA-Schäden und erhöht langfristig das Erkrankungs- und Sterberisiko.

Alexander Glogg: Welche Rolle haben die Maßnahmen der letzten Jahre (z. B. Pandemiepolitik) für Kinder und Jugendliche?
Schubert warnt: Die letzten drei Jahre haben viele Kinder in Isolation, Ängsten und stressvollen Situationen zurückgelassen — eine hohe Welle von psychischen Belastungen entstand. Kinder- und Jugendpsychiatrien sind überlaufen. Das bedeutet: Es wurden zahlreiche neue adverse childhood experiences gesetzt, deren gesundheitliche Folgen Sie in den kommenden Jahrzehnten erwarten dürfen, wenn wir nicht präventiv und therapeutisch gegensteuern.

Alexander Glogg: Heißt das, Schulmedizin ist per se falsch?
Schubert differenziert: Die technische und akute Notfallmedizin ist unverzichtbar — Operationen, Intensivmedizin, Notfallversorgung sind lebensrettend. Problematisch wird es im chronischen Bereich: Die Schulmedizin operiert oft im Reparaturmodus und behandelt Symptome, ohne die psychosozialen Ursachen zu integrieren. Schubert nennt das reduktionistisch; er plädiert für ein Umdenken: Psychische und soziale Faktoren müssen früh einbezogen werden — top‑down statt nur bottom‑up.

Alexander Glogg: Wenn jemand heute eine Autoimmunerkrankung hat — was raten Sie konkret?
Schubert empfiehlt einen abgestuften Weg: Zuerst die Live‑Situationen sicherstellen (akute medizinische Notwendigkeiten bleiben vorrangig). Parallel sollte jedoch psychosoziale Arbeit beginnen. Oft ist ein sanfter Einstieg über Komplementärmedizin hilfreich: Hier können Patienten in einer vertrauensvollen, empathischen Umgebung Erfahrungen mit ganzheitlichen Methoden, Entspannung, Hypnose oder biografischer Arbeit machen. Das schafft Stabilität und Vertrauen — erst dann sind viele für tiefgehende Traumatherapie bereit. Wichtig: Vermeiden Sie Schnellkuren oder Wochenend‑Seminare ohne Nachbetreuung — das kann mehr schaden als nützen.

Alexander Glogg: Viele Betroffene wollen nicht über ihre Kindheit sprechen. Wie gehen Sie damit um?
Schubert nennt dieses Vermeidungsverhalten „Kollusion“ zwischen Patient und Arzt: Der Patient will nicht „nass gemacht“ werden (keine psychische Konfrontation), und der Arzt bleibt im Reparaturmodus. Daher plädiert er für eine behutsame Annäherung: Vertrauen aufbauen, verstehen, dass Symptome Hilfeschreie sind — und in einem vertrauensvollen Prozess schrittweise an tieferliegende Themen herangehen.

Schlüsselbotschaften — kurz und klar
- Frühkindliche Belastungen (ACEs) erhöhen langfristig das Risiko für viele chronische Erkrankungen.
- Mechanismus: Dysreguliertes Stresssystem → chronische Entzündung → Organschäden, DNA‑Schäden.
- Schulmedizin rettet Leben — sie muss aber mit psychosozialer und ganzheitlicher Medizin verbunden werden.
- Behandlungsempfehlung: Akute Versorgung sicherstellen, parallel sanfte ganzheitliche Begleitung, dann gezielte Traumatherapie.
- Achtung vor schnellen, nicht nachhaltig begleiteten „Schnelltherapien“.
FAQ — Häufige Fragen
Was kann ich sofort tun, wenn ich vermute, dass meine chronische Krankheit mit meiner Kindheit zusammenhängt?
Suchen Sie eine vertrauensvolle Anlaufstelle: einen ganzheitlich arbeitenden Arzt oder einen erfahrenen Psychotherapeuten, der sich mit Traumafolgen auskennt. Ein sanfter Einstieg (Komplementärmedizin, Entspannungstechniken, stabile therapeutische Beziehung) ist oft hilfreich, bevor intensive Traumaarbeit beginnt.
Können alle chronischen Krankheiten durch psychische Ursachen erklärt werden?
Nein — Schubert betont nicht, dass alle Krankheiten psychisch verursacht sind. Er sagt jedoch: Psychische und soziale Faktoren haben einen kausalen Einfluss auf viele chronische Erkrankungen und dürfen nicht ignoriert werden.
Wie erkenne ich seriöse Angebote und qualifizierte Therapeutinnen und Therapeuten?
Achten Sie auf fachliche Qualifikation, Erfahrung mit Traumafolgen, Langzeit‑Betreuung und gute Bewertungen. Vermeiden Sie Anbieter, die schnelle Wundermethoden ohne Nachbetreuung versprechen.
Ist Prävention möglich — was können Eltern heute tun?
Ja. Ein liebevoller, verlässlicher Umgang, viele Erfahrungen in der Natur, ein stabiler Alltag und weniger digitale Überförderung schützen Kinder. Wenn Sie Eltern sind: Achten Sie auf Bindung, Nähe und Sicherheit.

Weiterführende Angebote der QS24 Mediengruppe
Wenn Sie dieses Thema vertiefen möchten, bietet QS24 zahlreiche Formate: Die QS24 Sprechstunden sind interaktive Experten‑Events mit Live‑Fragerunden — ideal, um sich zu vernetzen und neueste Erkenntnisse zu hören (https://qs24.run/sprechstunden). Besuchen Sie auch die QS24 Academy für zertifizierte Kurse mit Experten: https://my.qs24.academy. Lesen Sie den QS24 Gesundheitskompass online auf https://qs24.run/online oder installieren Sie die QS24 App: https://www.qs24.tv/qs24-app/.
Wichtige Fakten zum Gesundheitskompass: Die Ausgabe 1 erreichte bereits eine Verteilauflage von 140.000 Exemplaren. Die zweite Ausgabe erscheint im November 2025 und erreicht über 600.000 Exemplare, davon rund 580.000 direkt im D‑A‑CH‑Raum.
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Abschluss
Dieses Interview zeigt: Gesund werden heißt, die Geschichte hinter den Symptomen zu sehen. Wenn Sie betroffen sind oder Angehörige haben, die leiden — denken Sie top‑down: Kultur, Gesellschaft, Lebensgeschichte beeinflussen Körper und Immunsystem. Gehen Sie den Weg mit Bedacht, suchen Sie vertrauensvolle Begleitung und scheuen Sie sich nicht, ganzheitliche Angebote zu nutzen.
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Bleiben Sie neugierig und achtsam — im Namen von QS24 mit Wärme und Dankbarkeit.
Mit herzlichen Grüßen,
Alexander Glogg und das Team von QS24














