Schwangerschaft in Gefahr – Interview mit Dr. med. Hildegard Faust-Albrecht, Gynäkologin und Expertin für ganzheitliche Schwangerschaftsvorsorge

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Inhaltsverzeichnis

Einführung

In diesem Gespräch erläutert Dr. med. Hildegard Faust-Albrecht, warum simple Nährstoffmängel heute Schwangerschaften gefährden können und wie Sie als werdende Mutter oder betreuende Fachperson präventiv handeln können. Sie erfahren, welche Rolle Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D und Selen für Fruchtbarkeit, Plazentafunktion und den Erhalt von Schwangerschaften spielen. Dieses Wissen verbindet Schulmedizin und Ganzheitsmedizin und übersetzt Ursachen und Wirkungen in konkrete Handlungsschritte.

Das Wichtigste vorab

Dr. Faust betont, dass viele frühe Fehlgeburten, Totgeburten und Plazentainsuffizienzen mit vermeidbaren Mängeln zusammenhängen. Sie empfiehlt, bevor ein Kinderwunsch umgesetzt wird, gezielt Nährstoffdefizite auszugleichen. Das gilt besonders für Omega-3 (DHA/EPA), Vitamin D und Selen. Diese Kombination stärkt die Plazenta, reduziert Risiken für Frühgeburt und Totgeburt und unterstützt die hormonelle Balance.

Dr. Hildegard Faust-Albrecht spricht mit Handgestik über Omega‑3, Vitamin D und Selen

Interview

Frau Dr. Faust, Sie sprechen von Omega-3 als einem Schlüssel, der oft übersehen wird. Warum ist das so wichtig?

Omega-3-Fettsäuren sind essenziell für die Plazenta und das sich entwickelnde Gehirn. Die Plazenta hat einen deutlich höheren Bedarf als andere Gewebe, deshalb konkurriert sie um Versorgung mit DHA und EPA. Beginnt man erst ab der 23. Schwangerschaftswoche mit der Zufuhr, ist das oft zu spät. Für eine effiziente Wirkung braucht es Monate, um einen stabilen Omega-3-Spiegel aufzubauen. Für viele Patientinnen sind ein bis zwei Gramm DHA und EPA pro Tag sinnvoll – deutlich mehr als die üblichen Kombipräparate, die nur 200 Milligramm angeben.

Dr. Hildegard Faust-Albrecht spricht über Omega-3 und Plazentafunktion

Welche klinischen Signale deuten darauf hin, dass ein Mangel bestehen könnte?

Hautveränderungen wie plötzlich auftretende Neurodermitis in der Frühschwangerschaft können ein Alarmzeichen sein. Das weist darauf hin, dass die Plazenta Vorrang hat und der mütterliche Speicher leerläuft. Zyklusstörungen oder Lutealschwäche verbessern sich ebenfalls häufig unter Omega-3-Gabe. Es ist deswegen ratsam, Werte zu messen, statt zu raten: ein Omega-3-Index von etwa 8–11 Prozent gilt als Zielbereich.

Ärztin im Interview erklärt Empfehlungen zur Nährstoffoptimierung

Was empfehlen Sie konkret vor und während einer Schwangerschaft?

Vor einem geplanten Kinderwunsch sollten Sie Vitamin D und Omega-3 ausgleichen. Ergänzend ist Selen wichtig für die Plazentafunktion. Folsäure bleibt unverzichtbar, besonders für den Neuralrohrschutz. Bei Patientinnen, die lange die Antibabypille genommen haben, besteht oft ein Folsäuremangel; hier ist Supplementierung Standard. Messen Sie Eisen, Vitamin D, Omega-3 und bei Auffälligkeiten auch Progesteron und Gerinnungsfaktoren.

Dr. Hildegard Faust-Albrecht erklärt Empfehlungen zu Omega-3, Vitamin D und Selen im Interview am Tisch

Wie gehen Sie mit Fällen von Plazentainsuffizienz um – gibt es therapeutische Optionen?

Ja. Wenn eine Plazentainsuffizienz früh diagnostiziert wird, kann ein therapeutisches Ausgleichen mit Omega-3, Vitamin D und Selen die Plazentafunktion unterstützen. Frühzeitiges Eingreifen ist entscheidend, denn Dopplerbefunde verschlechtern sich oft über Wochen. Viele Kolleginnen erkennen den Befund per Ultraschall, wissen aber nicht, welche substanzbezogenen Maßnahmen wirksam sein können. Hier schließt sich die Brücke von Diagnostik und Therapie.

Dr. Hildegard Faust-Albrecht spricht und gestikuliert im Interview über Entgiftung und Vorsorge vor der Schwangerschaft

Sollten Frauen vor einer Schwangerschaft „entgiften“?

Ganzheitlich betrachtet spielen Lebensstil, Ernährung und Schadstoffbelastung eine Rolle. Vollständige Entgiftung ist komplex; manches wird im Fettgewebe gespeichert und lässt sich nicht innerhalb weniger Monate völlig entfernen. Sinnvoll und praktikabel ist: Gesundheitsfaktoren stärken, Schadstoffexposition reduzieren, ausgewogen ernähren und gezielt Mikronährstoffe ergänzen. Ein gesunder Körper ist das beste Umfeld für Fruchtbarkeit und ein stabiles Schwangerschaftsresultat.

Dr. Hildegard Faust-Albrecht gestikuliert und erklärt, warum Gesundheitsaufbau vor einer Schwangerschaft sinnvoller ist als schnelle Entgiftung

Welchen Einfluss hat die Geburtsart auf das Kind und die Mutter?

Die natürliche Geburt ist ein biologisch orchestrierter Prozess. Wehen entstehen maßgeblich durch Signale des Kindes, wenn die Versorgung abnimmt. Ein geplanter Kaiserschnitt ohne medizinische Indikation nimmt dem Kind den natürlichen Übergang und kann das frühe Mikrobiom beeinflussen. Das erhöht langfristig das Risiko für Asthma oder Infektionen. Studien zur langfristigen Wirkung sind noch nicht in allen Fragen abschließend, dennoch gilt: Kaiserschnitt medizinisch streng indizieren und nicht aus organisatorischen Gründen planen.

Dr. Hildegard Faust-Albrecht gestikuliert und erklaert Massnahmen bei notwendigem Kaiserschnitt

Was empfehlen Sie, wenn ein Kaiserschnitt unumgänglich ist?

Wenn ein Kaiserschnitt nötig wird, gibt es Maßnahmen, die helfen können, Nachteile für das Kind zu minimieren. Dazu gehören, wo sinnvoll, Verfahren wie Vaginal Seeding und die gezielte Unterstützung des frühen Mikrobiomerwerbs sowie Nachsorge für Mutter und Kind. Außerdem sind präventive Nährstoffstrategien vor der Geburt weiterhin wichtig, um die Plazentafunktion so lange wie möglich zu erhalten.

Dr. Hildegard Faust‑Albrecht und Moderator im Gespräch, gestikulierend — Diskussion zu Kaiserschnitt und Maßnahmen

Praktische Empfehlungen für die Betreuung

  • Vor dem Kinderwunsch: Vitamin D messen und ausgleichen, Omega-3-Index bestimmen oder supplementieren, Selen prüfen, Folsäure sicherstellen.
  • Während der Schwangerschaft: Omega-3 (DHA/EPA) in ausreichender Menge (häufig 1–2 g gesamt) und Vitamin D kontinuierlich geben, Plazentafunktion per Ultraschall beobachten.
  • Bei klinischen Warnzeichen: Hautveränderungen, Zyklusstörungen, wiederholte Fehlgeburten: umfassende Blutanalyse und gezielte Substitution.
  • Geburtsplanung: Kaiserschnitt nur bei klarer medizinischer Indikation; wenn erforderlich, begleitende Maßnahmen zur Mikrobiom- und Entwicklungsförderung ergreifen.

FAQ

Welche Omega-3-Dosierung ist sinnvoll in der Schwangerschaft?

Viele Expertinnen empfehlen gesamt 1–2 Gramm DHA plus EPA pro Tag. Niedrige Kombipräparate mit 200 mg DHA sind oft unzureichend. Lassen Sie sich am besten den Omega-3-Index messen und richten die Supplementation daran aus.

Wann sollte Vitamin D ausgeglichen werden?

Vor dem Kinderwunsch beginnen. Vitamin D braucht Zeit, um Werte aufzubauen. Eine Messung gibt Sicherheit; die Supplementierung erfolgt individuell.

Kann Omega-3 Fehlgeburten verhindern?

Nicht alle Fehlgeburten sind vermeidbar; ein Drittel bis zur Hälfte sind genetisch bedingt. Bei anderen Ursachen kann ein ausreichender Omega-3-Status jedoch Plazentafunktion und hormonelle Balance stabilisieren und so das Risiko reduzieren.

Ist Leinöl eine Alternative zu Fisch- oder Algenöl?

Die Umwandlung pflanzlicher Vorläuferfettsäuren in DHA ist bei vielen Menschen ineffizient. Für den gezielten Bedarf an DHA/EPA in Schwangerschaft und Fruchtbarkeit sind Algen- oder Fischöl die verlässlicheren Quellen.

Abschließende Gedanken

Gesundheit ist Brücke: von Ursachen zu Wirkungen, von Schulmedizin zur Ganzheitsmedizin. Wer sich auf diese Brücke stellt und systematisch Nährstoffe wie Omega-3, Vitamin D und Selen ausgleicht, schafft bessere Voraussetzungen für Schwangerschaft, Mutter und Kind. Messen Sie Werte statt zu raten, begleiten Sie Patientinnen mit Geduld und Präzision und denken Sie ganzheitlich.

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Mit herzlicher Wertschätzung,
Alexander Glogg

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