Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Interview
- FAQ — Häufig gestellte Fragen
- Praxisbrücke: Schulmedizin ↔ Ganzheitsmedizin
- Weiterführende Angebote von QS24
- Abschließende Worte
Einleitung
In diesem Gespräch, präsentiert vom QS24 Schweizer Gesundheitsfernsehen, erläutert Dr. Volker Schmiedel zentrale Irrtümer rund um Cholesterin, LDL und die oft reflexartige Verordnung von Statinen. Der Beitrag richtet sich an Menschen, die verantwortungsvoll mit ihren Gesundheitsdaten umgehen möchten. Die folgenden Fragen stammen von Alexander Glogg; die Antworten werden in dritter Person wiedergegeben und fassen die Aussagen von Dr. Schmiedel sachlich und verständlich zusammen. Schlüsselworte wie QS24, wikiSana, QS24.tv, Sprechstunden sind bewusst integriert, damit Sie die relevanten Angebote des Senders schnell finden.
Interview
Alexander Glogg: Warum ist Cholesterin über die Jahre so in Verruf geraten?
Dr. Volker Schmiedel erklärt, dass die Geschichte des Cholesterin-Mythos weit zurückreicht: Erste Tierversuche mit extrem hoher Cholesterinfütterung, gefolgt von großen Beobachtungsstudien wie Framingham, legten den Grundstein. Man entdeckte, dass Gesamtcholesterin ein Risikofaktor ist — aber später zeigte sich, dass einfache Messgrößen allein nicht ausreichen, um individuelle Risiken zu bestimmen. Wichtige Lehre: Ursachen und Wirkungen sollten miteinander verknüpft werden, Schulmedizin im Brückenschlag zur Ganzheitsmedizin.

Alexander Glogg: Was leisten Statine tatsächlich — und was nicht?
Schmiedel betont, dass Statine in der Sekundärprävention (bei bereits Erkrankten) nachweislich Leben retten. Vieles des Nutzens geht jedoch über die reine Cholesterinsenkung hinaus: Statine wirken pleiotrop — antientzündlich, thrombozytenhemmend, antioxidativ und plakstabilisierend. Die Cholesterinsenkung ist oft sichtbares Ergebnis, aber nicht zwangsläufig der alleinige Mechanismus des Nutzens.

Alexander Glogg: Was bedeutet das Feuerwehrradial — warum brauchen wir Cholesterin?
Dr. Schmiedel verwendet die Metapher der Feuerwehr: Cholesterin ist ein Reparaturstoff. Es dient als Ausgangssubstanz für viele Hormone (Vitamin D, Testosteron, Östrogene, Kortison u. a.) und wird vom Körper effizient recycelt (Leber ↔ Galle ↔ Darm). Deshalb ist Cholesterin nicht per se „böse“; entscheidend ist, welche Formen und Fraktionen problematisch sind.

Alexander Glogg: Warum reicht der LDL-Wert nicht als Entscheidungsgrundlage?
Er erklärt, dass LDL eine heterogene Größe ist. Innerhalb des LDL gibt es kleine, dichte Partikel (sdLDL), die besonders atherogen sind. Studien zeigen, dass das Risiko oft von diesen sdLDL-Fragmenten ausgeht. Deshalb empfiehlt Schmiedel: Bei der Primärprävention nicht automatisch nach pauschalen LDL-Grenzwerten zu handeln, sondern sdLDL mitbedenken — Schulmedizin und differenzierte Diagnostik im Einklang.
Alexander Glogg: Wie entscheidet man dann in der Praxis, ob ein Statin nötig ist?
Dr. Schmiedel rät zu einem zweistufigen Vorgehen: Zuerst einen Risikorechner nutzen (Alter, Geschlecht, Blutdruck, Diabetes, Rauchen, familiäre Vorerkrankungen, Lipidprofil). Liegt das 10-Jahres-Risiko deutlich unter 10 %, ist die medikamentöse Behandlung meist nicht angezeigt. Bei Unsicherheit oder erhöhtem LDL sollte zusätzlich sdLDL gemessen werden. In vielen Fällen zeigt sdLDL keine Auffälligkeit — und eine Statintherapie kann vermieden werden.

Alexander Glogg: Wie häufig wären Statine tatsächlich entbehrlich?
Schmiedel schätzt (als persönliche Einschätzung), dass ein sehr großer Anteil ist, der in der Primärprävention Medikation erhält, die sdLDL-messend möglicherweise verzichtet werden könnte — er nennt eine Schätzung von bis zu 90 %. Wichtig: Das ist keine definitive Statistik, sondern eine klinische Beobachtung aus seiner Praxis. Das Fazit lautet: sdLDL messen, bevor lebenslange Therapie empfohlen wird.

Alexander Glogg: Welche Rolle spielen Ernährung und Psyche für den LDL-Wert?
Er betont, dass Ernährung einen signifikanten Einfluss hat — allerdings weniger die direkte Cholesterinzufuhr, sondern vor allem Ballaststoffe und Nahrungsqualität. In einem naturheilkundlichen Ernährungsexperiment reduzierte eine ballaststoffreiche Vollwerternährung das LDL im Mittel um rund 20% bei zuvor fleischlastiger Kost. Zudem beeinflussen negative Emotionen und Stress das Lipidprofil negativ (LDL steigt, HDL sinkt).

Alexander Glogg: Roter Reis — kann das Statine ersetzen?
Schmiedel erläutert, dass roter Reis Monacolin K enthält, chemisch identisch mit dem natürlichen Lovastatin. Standardisierte rote-Reis-Präparate (nicht das Festtagsgericht) können cholesterinsenkend wirken und in seiner Praxis oft eine vergleichbare Wirkung mit weniger berichteten Nebenwirkungen zeigen. Vorsicht: In Deutschland sind Nahrungsergänzungen mit bis zu 3 mg Monacolin K zugelassen; in der Schweiz sind sie verboten.

Alexander Glogg: Welche Nebenwirkungen von Statinen sollten Sie kennen?
Häufig sind es Muskelschmerzen (bei klassischen Statinen gefühlt bis zu 10 %). Erhöhung von Leberenzymen kommt bei einigen Prozent vor. Wichtig ist das erhöhte Diabetesrisiko (20–50 % relativer Anstieg in manchen Studien), sowie eine häufig unterschätzte Erschöpfung durch Q10‑Mangel: Statine senken die körpereigene Q10-Produktion, was mitochondrial bedingte Müdigkeit begünstigen kann. Schmiedel empfiehlt, bei Statintherapie Q10 (50–100 mg) zu ergänzen und ggf. den Q10-Spiegel zu messen.

Alexander Glogg: Was sagen Leitlinien und wie beeinflusst der Kommerz die Praxis?
Er kritisiert, dass Leitlinien sich im Zeitverlauf verändern und oft Grenzwerte (z. B. LDL >190 mg/dl) oder neue Vorgaben (z. B. LDL-Ziel 130 mg/dl) definieren, die Millionen Menschen betreffen würden. Der Gast weist auf wirtschaftliche Interessen hin: Neue, patentgeschützte Statine sind teuer — Zulassung und Marketing beeinflussen Verschreibungspraktiken. Daher plädiert er für solide Studien, die bei neuen Mitteln einen klaren Vorteil nachweisen.

Alexander Glogg: Was empfehlen Sie konkret für Patientinnen und Patienten?
Praxisnahe Empfehlungen von Dr. Schmiedel: Nutzen Sie einen etablierten Risikorechner. Bei niedrigem 10-Jahres-Risiko (<10 %) sollte keine automatische Statintherapie erfolgen. Bei erhöhtem LDL lohnt die Messung von sdLDL. Versuchen Sie vor medikamentöser Langzeittherapie Ernährungsinterventionen (mindestens 4 Wochen ballaststoffreiche, vollwertige Kost). Bei notwendiger Statintherapie Q10 ergänzen und Nebenwirkungen regelmäßig prüfen.

FAQ — Häufig gestellte Fragen
Was ist sdLDL und warum ist es wichtig?
sdLDL (small dense LDL) sind kleine, dichte LDL-Partikel, die stärker atherogen sind als große LDL-Partikel. Klinisch relevant: sdLDL korreliert besser mit Gefäßschäden als der einfache LDL-Gesamtwert. Die Messung ist in großen Laboren möglich.
Soll ich sofort mein Statin absetzen, wenn mein sdLDL unauffällig ist?
Kein plötzlicher Abbruch ohne ärztliche Begleitung. Dr. Schmiedel empfiehlt eine fundierte Abwägung: Risikorechner, sdLDL-Messung, individuelle Anamnese und Rücksprache mit dem behandelnden Arzt. Bei sekundär präventiven Indikationen (bereits vorliegende Gefäßkrankheit) bleiben Statine in der Regel indiziert.
Kann roter Reis eine Alternative sein?
Standardisierte rote‑Reis‑Präparate können bei manchen Patientinnen und Patienten eine Alternative bieten, da Monacolin K dem Lovastatin entspricht. Wichtig sind geprüfte Produkte, Dosierung und ärztliche Überwachung.
Wer zahlt sdLDL‑Messungen?
sdLDL wird häufig nicht routinemäßig von allen Krankenkassen übernommen; Kosten können privat anfallen. Schmiedel empfiehlt, das Gespräch mit dem Hausarzt zu suchen und den Nutzen individuell zu bewerten.
Praxisbrücke: Schulmedizin ↔ Ganzheitsmedizin
Dieses Interview verbindet evidenzbasierte kardiologische Erkenntnisse mit ganzheitlichen Ansätzen: Ursachenforschung (Lebensstil, Psyche, Genetik) wird mit gezielter Diagnostik (Risikorechner, sdLDL) verknüpft. So entsteht eine Brücke, die Sie als Patient befähigt, informierte Entscheidungen zu treffen.

Weiterführende Angebote von QS24
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Abschließende Worte
Dieses Interview macht deutlich: Pauschale Entscheidungen nur aufgrund eines LDL-Wertes sind nicht zeitgemäß. Differenzierte Diagnostik (Risikorechner, sdLDL) sowie Lebensstilinterventionen und informierte Abwägungen sind der Schlüssel. Nutzen Sie die Angebote von QS24, wikiSana und QS24.tv, um sich weiterzubilden und aktiv mit Fachleuten in Kontakt zu treten — zum Beispiel in den Sprechstunden.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Bleiben Sie informiert, gesund und verantwortungsbewusst. Mit wertschätzenden Grüßen,
Alexander Glogg
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