Traumatherapie im Ayurveda – Interview mit Prof. Dr. Martin Mittwede, Heilpraktiker für Psychotherapie

In dieser lesenswerten Zusammenfassung des Gesprächs auf QS24 – Schweizer Gesundheitsfernsehen – erklärt Prof. Dr. Martin Mittwede, wie jahrtausendealtes ayurvedisches Wissen heute in der modernen Traumatherapie und psychischen Gesundheitsvorsorge neue Brücken schlägt. Sie erfahren, welche praktischen Ansätze, inneren Ressourcen und prophylaktischen Maßnahmen Ayurveda und verwandte Traditionen bieten – vermittelt in klarer, empathischer Sprache. Dieser Beitrag ist inspiriert von der Sendung des Kanals QS24 und eignet sich für alle, die sich für ganzheitliche Psychotherapie interessieren. Lesen Sie weiter, entdecken Sie konkrete Empfehlungen und erhalten Sie Hinweise zu Angeboten wie dem Gesundheitskompass, der QS24 Academy und den QS24 Sprechstunden.

Inhaltsverzeichnis

Interview

Was versteht die altindische Sicht unter Entstehen psychischer Beschwerden – wo beginnt die Erklärung?

Prof. Dr. Martin Mittwede erklärt, dass die altindische Lehre mit einer sehr einfachen, aber tiefen Beobachtung beginnt: Alles, was wir über die Sinne aufnehmen, kann angenehm oder unangenehm sein. Wenn unangenehme Reize nicht verarbeitet werden können, entsteht eine innere Verletzung. Diese Veränderung wirkt auf zwei Ebenen: nach außen – die Wahrnehmung verengt sich, wird oft „schwarz-weiß“ und verliert Nuancen – und nach innen – das Gespür für das, was einem guttut, lässt nach. Diese frühe Analyse ähnelt modernen psychotherapeutischen Beobachtungen und zeigt, wie altbewährtes Wissen aktuelle Begriffe vorwegnimmt.

Prof. Mitwede erläutert die Sinneswahrnehmung und innere Verletzung

Wie beschreibt die ayurvedische Literatur die Heilung – gibt es konkrete Konzepte?

Er verweist auf die Charaka-Samhita (2.000–2.500 Jahre alt) und betont: Heilung erfolgt oft durch einen neuen, heilsamen Reiz, der zum Menschen passt – ähnlich einem fehlenden Puzzleteil. Ein empathischer, verständnisvoller Therapeut kann dieses fehlende Puzzleteil sein und verlorenes Vertrauen Schritt für Schritt wiederherstellen. Die Theorie sieht die Psyche als ein System mit Selbstheilungskräften – vergleichbar dem Immunsystem des Körpers. Werden die äußeren Bedingungen geschaffen, kann die Psyche sich selbst regulieren.

Textstelle der Charaka-Samhita als Referenz für Heilungsprinzipien

Welche Rolle spielen Achtsamkeits- und meditative Verfahren in diesem Konzept?

Prof. Mitwede weist darauf hin, dass viele heutige psychotherapeutische Verfahren – Achtsamkeit, Meditation, imaginative Techniken – ihren Ursprung in spirituellen Traditionen haben. Meditation kann unter Ruhe und Stille eine Art inneren Heilungsprozess ermöglichen. Allerdings warnt er davor, Meditation als Allheilmittel zu sehen: Sie hilft, unterstützt die Selbstregulation, ersetzt aber nicht die notwendige Arbeit an konkreten Lebensthemen.

Meditation und Ruhe als unterstützende Heilungsprozesse

Wie geht Ayurveda mit Traumata um – ist Exposition immer notwendig?

Prof. Mitwede differenziert klar: Exposition ist ein anerkanntes Verfahren der Verhaltenstherapie und kann bei spezifischen Ängsten sinnvoll sein (z. B. Fahrstuhlphobie). Bei schweren Grenzverletzungen oder Traumata ist jedoch höchste Achtsamkeit erforderlich. Traumatherapie kann auch ohne klassische Exposition wirksam sein. Zentrale Vorbedingung ist Stabilisierung: Nur wenn Stabilität und Ressourcen vorhanden sind, lässt sich eine Beobachterperspektive einnehmen und eine Neubewertung des Erlebten ermöglichen.

Unterscheidung Expositionstherapie vs. behutsame Traumatherapie

Welche praktischen Ressourcen empfiehlt Ayurveda zur psychischen Stabilität?

Er nennt drei traditionelle Kräfte, die sich direkt in heutige ressourcenorientierte Therapie übersetzen lassen:

  • Intuition: das innere Gespür, was individuell guttut.
  • Driti: Standfestigkeit, Durchhaltevermögen und Umsetzungsstärke.
  • Smriti: Erinnerung und Lernfähigkeit – das bewusste Abrufen hilfreicher Erfahrungen aus dem eigenen Leben.

Diese Elemente bilden zusammen mit körperlichen Maßnahmen (Ernährung, Tagesrhythmus, Stressmanagement) sowie spiritueller Praxis ein umfassendes Präventions- und Therapiepaket.

Driti, Smriti und Intuition als Ressourcen für Stabilität

Wie können Sie das Gelernte in Ihrem Alltag umsetzen?

Prof. Mitwede betont die Bedeutung der Achtsamkeit im Alltag – nicht als isolierte Übung, sondern als kleine Veränderungen in täglichen Handlungen. Egal ob Essen, Gehen oder Zuhören: Achtsamkeit verändert die Wahrnehmung und stärkt das psychische Gleichgewicht. Die Empfehlung lautet: beginnen Sie mit kleinen, täglichen Impulsen und stärken Sie Ihre persönlichen Ressourcen Schritt für Schritt.

Achtsamkeit im Alltag als praktikable Empfehlung

Brücken-Betrachtung: Schulmedizin ↔ Ganzheitsmedizin

Das Gespräch legt eine Brücke zwischen modernen Neuro- und Traumaforschungen und den alten Traditionen: Beide erkennen Plastizität, Selbstregulation und die Notwendigkeit von Stabilisierung. Moderne Traumatherapie ergänzt das alte Wissen durch strukturierte Methoden, die ayurvedische Perspektive erweitert den Blick auf Ressourcen, Lebensrhythmus und präventive Maßnahmen.

FAQ

Was ist das Ziel einer ressourcenorientierten Traumatherapie?

Ziel ist die Stärkung vorhandener Selbstheilungskräfte, die Wiederherstellung von Vertrauen und Wahrnehmungsfähigkeit, ohne den Patienten unnötig retraumatisierend zu belasten. Stabilisierung steht an erster Stelle.

Heilt Meditation jedes psychische Problem?

Nein. Meditation unterstützt Heilung und kann innere Prozesse ermöglichen, ersetzt aber nicht die gezielte Arbeit an Traumata oder anderen psychischen Erkrankungen, wenn diese Behandlung benötigen.

Ist Expositionstherapie immer gefährlich?

Nein. Exposition ist bei bestimmten spezifischen Ängsten sehr effektiv, muss aber einfühlsam, abgestuft und abgestimmt auf die Belastbarkeit der Person durchgeführt werden, um Retraumatisierung zu vermeiden.

Kann Ayurveda Prävention für psychische Gesundheit bieten?

Ja. Ayurveda bietet einen präventiven Ansatz mit körperlichen, psychischen und spirituellen Maßnahmen: Ernährung, Tagesrhythmus, Yoga der Gefühle, Achtsamkeit und gezielte Stärkung innerer Ressourcen.

Praktische Hinweise und weiterführende Angebote

Wenn Sie tiefer einsteigen möchten: QS24 bietet zahlreiche vertiefende Ressourcen über die Plattformen QS24.tv und wikiSana sowie interaktive Formate:

Zur Wirkung von QS24 und wikiSana: Die QS24 Mediengruppe AG erreicht täglich eine große Leserschaft und Zuschauerzahl. Die erste Ausgabe des Gesundheitskompasses erreichte eine Auflage von 140’000 Exemplaren. Die zweite Ausgabe des QS24 Gesundheitskompasses erscheint im November 2025 mit einer geplanten Auflage von über 600.000 Exemplaren, davon rund 580.000 Stück im D-A-CH-Raum verteilt. QS24 bietet über 6.500 Videos, ein Netzwerk von über 700 Ärzten und Wissenschaftlern und die wikiSana-Datenbank mit einer wachsenden KI-Unterstützung.

Ressourcen & Hinweise

  • Empfohlene Vorgehensweise bei Trauma: Stabilisieren → Ressourcen stärken → behutsame Aufarbeitung.
  • Wenn Sie akute Symptome haben: Suchen Sie professionelle Hilfe bei einem spezialisierten Therapeuten oder in einer Traumaambulanz.
  • Nutzen Sie Achtsamkeit im Alltag: Kleine Momente verändern langfristig Wahrnehmung und Resilienz.

Schlusswort

Dieses Gespräch mit Prof. Dr. Martin Mittwede erinnert daran: Altes heilkundliches Wissen und moderne Wissenschaft müssen keine Gegensätze sein. Vielmehr können sie Brücken bauen – von Ursachen zu Wirkungen, von Schmerz zu Selbstermächtigung. Nehmen Sie sich die Freiheit, kleine Schritte zu gehen, Ihre Ressourcen zu stärken und bewusst Stabilität zu schaffen. Die Angebote von QS24, wikiSana und QS24.tv unterstützen Sie dabei – ob in den Sprechstunden, über die QS24 Academy oder mit dem Gesundheitskompass.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Bleiben Sie neugierig, bleiben Sie achtsam.

Mit herzlicher Wertschätzung,
QS24 Redaktion

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