Die 99 Namen Gottes (Teil 3) – Interview mit Hüseyin Haybat, Islam-Gelehrter und Lehrer des Sufismus

In dieser Ausgabe von “Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens” spricht Moderator Alexander Glogg mit dem Islamgelehrten und Sufi-Lehrer Hüseyin Haybat über zwei der 99 Gottesnamen: Al‑Hay (der Lebendige) und Al‑Qayyum (der Ewige). Die Sendung wurde produziert von QS24 – Schweizer Gesundheitsfernsehen. In diesem Beitrag finden Sie das zentrale Gespräch zusammengefasst, meditative und philosophische Einsichten sowie praktische Anregungen für Ihre persönliche Reflexion. Für alle, die tiefer einsteigen möchten: Hier sehen Sie das Originalvideo.

Inhaltsverzeichnis

Einführung: Warum diese Namen wichtig sind

Alexander Glogg fragt und moderiert in ruhigem, seriösem Ton: Was bedeuten “der Lebendige” und “der Ewige” aus islamischer Sicht und wie überschneiden sich diese Begriffe mit mystischen christlichen Perspektiven? Hüseyin Haybat erläutert, dass viele mystische Einsichten universell sind und gerade diese beiden Namen eine Brücke zwischen Religionen schlagen können. In der Betrachtung geht es nicht nur um Theologie, sondern um eine unmittelbare Erfahrung von Lebendigkeit, die jeder Mensch in sich entdecken kann.

Hüseyin Haybat erklärt das Konzept des Lebendigen

Alexander Glogg: Was versteht man konkret unter Al‑Hay, dem Lebendigen?

Hüseyin Haybat: Al‑Hay bezeichnet nicht nur Leben als biologischen Prozess. Es ist das Grundprinzip, die tiefe Lebendigkeit in allem. Im Sufismus wird das oft als die Seele oder der Hauch Gottes beschrieben — der Atem, der uns belebt. Wenn dieser Lebendige aus dem Körper getrennt wird, bleibt zwar die materielle Form zurück, aber das, was wirklich lebendig ist, ist nicht zerstört. Wer diese Perspektive annimmt, erkennt sofort die Heiligkeit allen Lebens und die Tragweite von Handlungen wie Leben nehmen oder retten.

Grafische Metapher: Mensch als Feld von Materie und Vakuum

Alexander Glogg: Sie sprachen vom Vakuum und von 99,8 % Leere im Menschen. Wie passt das zusammen?

Hüseyin Haybat: Moderne Physik sagt uns, dass wir zu einem Großteil aus Raum bestehen. Mystik sagt etwas Ähnliches: In diesem ‘Leeren’ oder ‘Nichts’ liegt die Quelle aller Lebendigkeit. Man kann es als Feld verstehen, das alles verbindet. Dieses Bild hilft, die Vorstellung aufzulösen, dass Individuen isolierte Inseln sind. Vielmehr sind wir Ausdruck einer größeren, unzerstörbaren Realität.

Sprache, Herkunft und der Name “Allah”

Diskussion über die sprachliche Herkunft des Wortes 'Allah'

Alexander Glogg: Wie ist das Wort “Allah” sprachlich zu verstehen?

Hüseyin Haybat: “Allah” ist das arabische Wort für Gott. Es ist kein exklusiv muslimischer Eigenname, arabische Christen verwenden dasselbe Wort. Sprachlich ist es eng verwandt mit semitischen Begriffen wie Eloah oder El. Manche Herleitungen sehen darin sogar eine Einheit von Artikel und Verneinung — eine Nähe zu der Idee, dass das ‘Nichts’ das ‘Alles’ sein kann.

Mystische Erfahrung: Meditation, Nektar des Lebens, Hu

Erwähnung von Ibn al‑Arabi und der prophetischen Rücksendung Gottes zu sich selbst

Alexander Glogg: Wie kann man diese Begriffe praktisch erfahren?

Hüseyin Haybat: Durch Meditationspraxis können Sie sich dem nähern: Augen schließen, Atem spüren und fragen: Was ist das in mir, das „ich“ sagt? Solche Übungen führen in Bereiche des Bewusstseins, die Meister wie Eckhart oder Ibn al‑Arabi als Seelengrund bzw. als Erinnerung des Ewigen beschrieben haben. Man spricht von Nektar oder Wasser des Lebens — nicht als physische Unsterblichkeit, sondern als Erfahrung mit dem Teil von uns, der keinen Anfang und kein Ende kennt.

Der Laut 'Hu' als Essenz – Klang der Stille

Alexander Glogg: Welche Rolle spielt Klang oder Mantra in dieser Praxis?

Hüseyin Haybat: Klang ist zentral. Die Gottesnamen, der Laut „Hu“ oder das hinduistische „Om“ bringen Schwingung in Ihr Bewusstsein. Schwingung schafft Resonanz mit der Urvibration, aus der Materie entsteht. Selbst innerliche Reflexion und ruhiges Atmen erzeugen Vibrationen, die Sie mit der tieferen Quelle verbinden können.

Sterben, Rückkehr und Kontinuität des Lebens

Reflexion über den Tod: Körper bleibt, Lebendigkeit geht auf

Alexander Glogg: Ist der Tod endgültig?

Hüseyin Haybat: In der mystischen Sicht ist der Tod ein Übergang, kein Auslöschen. Die Seele, die vielleicht als Engel oder als geistige Form beschrieben wird, kehrt zurück in eine weitere Wirklichkeitsebene. Materielle Zyklen setzen sich fort: Aus Asche entsteht Erde, daraus neues Leben. Das ist kein Trost, sondern eine Einladung, die Lebendigkeit jetzt zu ehren.

Praktischer Nutzen: Warum das für Sie wichtig ist

Wer diese Gedanken in sein Leben integriert, entwickelt eine tiefere Ehrfurcht vor allem Lebendigen. Das führt zu mehr Friedfertigkeit (Salam) und zu einem verantwortungsvolleren Umgang miteinander. Meditation, Klangübungen und die bewusste Reflexion über Begriffe wie Al‑Hay und Al‑Qayyum sind keine abstrakten Spielereien, sondern Werkzeuge für inneres Wachstum und gesellschaftlichen Frieden.

Das Fahrrad‑Beispiel: Wahrnehmung, Schwingung und Illusion

FAQ

Ist Al‑Hay nur ein religiöser Begriff?

Nein. Al‑Hay hat theologische Tiefe, aber gleichermaßen psychologische und philosophische Bedeutung. Er beschreibt die Lebendigkeit, die jeder Mensch unmittelbar erfahren kann.

Wie kann ich zu Hause üben?

Beginnen Sie mit Atemmeditation: Augen schließen, bewusst ein‑ und ausatmen, die Frage stellen: Was ist das, das „ich“ sagt? Ergänzen Sie das mit Mantra‑Übungen (z. B. leises Hu). Kurze, tägliche Praxis ist wirksamer als lange, sporadische Sitzungen.

Gegen welche Missverständnisse sollten Sie wachsam sein?

Spiritualität ist keine Alternative zu Verantwortung. Mystische Einsichten dürfen nicht zur Flucht in Weltferne werden. Sie sollen Sie befähigen, mit mehr Klarheit und Mitgefühl zu handeln.

Spaziergang: Himmel, Wahrnehmung und Illusion als Inspiration

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Schlusswort

Dieses Gespräch mit Hüseyin Haybat zeigt: Die Begriffe “der Lebendige” und “der Ewige” sind sowohl theologisch als auch praktisch Wegweiser. Sie laden Sie ein, innezuhalten, zu lauschen und die Quelle der eigenen Lebendigkeit zu erforschen. Möge diese Reflexion Ihnen Orientierung, Mut und Mitgefühl schenken.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Mit Wertschätzung und den besten Wünschen,

Alexander Glogg

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