Diabetes ist keine reine Zuckerkrankheit

Warum Diabetes oft unbemerkt bleibt – bis es zu spät ist

In diesem ausführlichen Interview auf QS24.tv spricht Alexander Glogg mit Prof. Dr. Dr. Andreas Pfützner über ein zentrales Missverständnis in der Medizin: „Diabetes ist keine reine Zuckerkrankheit.“ Sie erfahren, warum Diabetes oft lange unentdeckt bleibt, welche Mechanismen im Körper beteiligt sind und welche Folgen das für Prävention und Therapie hat. Dieses Gespräch ist Teil der QS24, wikiSana, QS24.tv, Sprechstunden Reihe, die komplexe Gesundheitsthemen verständlich macht.

Übersicht

Einführung: Warum dieses Thema Sie direkt betrifft

Viele Menschen verbinden Diabetes ausschließlich mit erhöhtem Blutzucker. Prof. Pfützner erklärt jedoch, dass Diabetes ein komplexes Zusammenspiel von Ursachen ist: genetische Fehlfunktionen der Bauchspeicheldrüse, hormonelle Veränderungen des Fettgewebes und eine zunehmende Insulinresistenz. Diese Drei-Säulen-These verändert den Blick auf Diagnose, Früherkennung und Behandlung.

Begrüßung von Prof. Dr. Dr. Andreas Pfützner im Interview

Das Interview

Alexander Glogg: Sie haben die provokante Aussage geprägt: „Diabetes ist keine Zuckerkrankheit.“ Was meinen Sie damit genau?

Prof. Dr. Dr. Andreas Pfützner: Diabetes ist weit komplexer als nur ein erhöhter Blutzucker. Historisch wurde die Krankheit über zuckerhaltigen Urin diagnostiziert – Diabetes mellitus bedeutet ja „honigsüßer Ausfluss“. Das erfasst jedoch nicht die gesamte Pathophysiologie. Es gibt drei zentrale Grundstörungen: eine vererbte Fehlfunktion der Bauchspeicheldrüse mit gestörter Insulinproduktion, eine insulin-getriggerte Zunahme des Fettgewebes und die daraus resultierende hormonelle Aktivität dieses Fettgewebes, die wiederum zur Insulinresistenz führt.

Erklärung: Diabetes ist mehr als Blutzucker

Alexander Glogg: Wie hängen Insulin, Fettgewebe und Entzündungen zusammen?

Prof. Dr. Dr. Andreas Pfützner: Insulin ist das einzige „normale“ Hormon, das Fettzellen aufbaut. Wird mehr Insulin ausgeschüttet, fördert das die Fettzunahme. Das Fettgewebe selbst schüttet Botenstoffe aus, die eine Entzündungsreaktion und hormonelle Veränderungen verursachen. Diese Botenstoffe machen Insulin weniger wirksam – das nennen wir Insulinresistenz. Sie sehen: Ursachen ↔ Wirkungen sind hier eng miteinander verknüpft.

Alexander Glogg: Wenn Diabetes so komplex ist – warum bleibt er oft unentdeckt?

Prof. Dr. Dr. Andreas Pfützner: Weil die Definition der Krankheit historisch über den Blutzuckerwert verankert ist. Solange die Bauchspeicheldrüse noch so viel Insulin oder Proinsulin ausschüttet, dass der gemessene Blutzucker unter den diagnostischen Schwellen bleibt, wird die Krankheit nicht erkannt. Das kann Jahre, sogar Jahrzehnte so laufen, obwohl bereits Gefäßschäden entstehen. In Extremfällen existieren Phänotypen, bei denen der Blutzucker nie auffällig ansteigt, aber Herzinfarkte oder Schlaganfälle dennoch die Folge sind.

Szenario: Diabetes verursacht Schäden trotz normalem Blutzucker

Alexander Glogg: Woran liegt es, dass diese Erkenntnisse nicht weiter verbreitet sind?

Prof. Dr. Dr. Andreas Pfützner: Medizinische Konzepte sind historisch tief verankert. Die Definition über Urin- oder Blutzucker existiert seit Jahrtausenden. Neue Erkenntnisse – viele davon aus den letzten 20 Jahren – setzen sich nur langsam durch. Fachgesellschaften und wissenschaftliche Strukturen sind konservativ und bewegen sich langsam. Daher braucht es Mut und Konsequenz in Forschung und Praxis, um Brücken zu schlagen zwischen Schulmedizin und Ganzheitsmedizin.

Warnung: Herzinfarkte trotz normaler Zuckermessung

Alexander Glogg: Was bedeutet das praktisch für Patientinnen und Patienten und für die Prävention?

Prof. Dr. Dr. Andreas Pfützner: Früherkennung muss über reine Blutzuckermessungen hinausgehen. Es ist wichtig, familiäre Risiken, Messungen zur Insulinwirkung, Hormonprofile des Fettgewebes sowie Entzündungsmarker zu berücksichtigen. Nur so können Sie als Patientin oder Patient wirklich verstehen, ob eine diabetische Stoffwechselstörung vorliegt – bevor irreversible Gefäßschäden entstehen.

Wesentliche Erkenntnisse zusammengefasst

  • Diabetes ist mehr als ein hoher Blutzucker: drei zentrale Grundstörungen sind Bauchspeicheldrüsen-Fehlfunktion, hormonell aktives Fettgewebe und Insulinresistenz.
  • Blutzucker allein erkennt viele Fälle nicht – schwere Folgeschäden können auftreten, ohne dass Diabetes diagnostiziert wird.
  • Die medizinische Gemeinschaft braucht Zeit, um neue Forschungsergebnisse breit zu integrieren; dies erfordert interdisziplinäre Brückenarbeit.

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Wie kann Diabetes früh erkannt werden, wenn der Blutzucker normal bleibt?

Erweiterte Diagnostik: Familienanamnese, Insulin- und Proinsulinmessungen, Entzündungsmarker, Hormonprofile des Fettgewebes und gegebenenfalls funktionelle Tests zur Insulinresistenz. Ein ganzheitlicher Blick ist hier entscheidend.

Ist Übergewicht immer ein Hinweis auf Diabetes?

Nicht zwangsläufig. Übergewicht, besonders das viszerale Fett, ist jedoch ein starker Risikofaktor, weil dieses Fett hormonell aktiv ist und Entzündungen sowie Insulinresistenz fördert.

Welche Rolle spielen die Gene? Kann man vorbeugen?

Genetische Fehlfunktionen der Bauchspeicheldrüse sind ein wichtiger Faktor. Prävention ist jedoch möglich: Lebensstil, Ernährung, Bewegung und gezielte medizinische Überwachung können das Risiko reduzieren oder das Fortschreiten verlangsamen.

Weiterführende Ressourcen und wie Sie aktiv werden können

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Abschließende Gedanken

Diabetes verlangt einen Perspektivwechsel: Weg von der reinen Symptom‑Definition (Zucker) hin zu einem integrativen Verständnis von Ursachen und Wirkungen. Sie stehen als Betroffene oder Angehörige nicht allein — Prävention, erweiterte Diagnostik und interdisziplinäre Versorgung sind Schlüssel. Die Brücke zwischen Schulmedizin und Ganzheitsmedizin hilft, bessere Ergebnisse für Gesundheit und Lebensqualität zu erzielen.

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, dieses Interview zu lesen. Wenn Sie inspiriert sind, weiter zu lernen, melden Sie sich für den QS24 Newsletter an und entdecken Sie die Angebote der QS24 Academy und die zweite Auflage des Gesundheitskompasses im Herbst 2025.

Mit herzlicher Dankbarkeit und den besten Wünschen,

Alexander Glogg
QS24 Mediengruppe AG

Schlusswort: Warum Professor Pfützner diesen Weg gewählt hat

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