Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Interview
- Praktische Tipps — kurz und handlungsorientiert
- Häufige Fragen
- Weiterführende Angebote und Einladung
- Abschließende Worte
Einführung
In diesem Gespräch erläutert Dr. med. Gesine Petereit die sieben Arten des Hungers und zeigt, wie Achtsamkeit und die F.X. Mayr-Praxis Menschen helfen können, bewusster zu essen. Sie erfahren, welche Hungertypen unterscheidbar sind, wie eine einfache Übung hilft und wie Sie im Alltag zwischen körperlichen Bedürfnissen und seelischen Leerstellen unterscheiden können. Dieser Beitrag verbindet Schulmedizin mit Ganzheitsmedizin und lädt Sie ein, innezuhalten, zu prüfen und kluge Entscheidungen für Körper, Geist und Seele zu treffen.
Interview
Alexandra Wurlitzer: Frau Dr. Petereit, wie sind Sie auf das Thema „sieben Hungertypen“ gekommen und warum ist das heute wichtig?
Dr. med. Gesine Petereit: Das Thema begleitet die Medizin schon seit Jahrtausenden. Schon antike Quellen zeigen, dass Essen mehr ist als Kalorien. In der F.X. Mayr-Praxis geht es darum, Menschen wieder zu befähigen, ihrem Regulationssystem zu vertrauen. Dabei hilft die Einteilung in sieben Hungertypen, weil sie den Blick schärft: Essen ist Augen-, Nasen-, Mund-, Magen-, Zell-, geistiger und Seelenhunger. Wenn Sie einmal verstehen, welcher Hunger gerade wirkt, können Sie eine Brücke bauen von Impuls zu Besonnenheit und die passende Reaktion wählen.
Alexandra Wurlitzer: Können Sie die sieben Arten des Hungers kurz beschreiben?
Dr. med. Gesine Petereit: Gerne. Kurz und prägnant sind die sieben Hungertypen:
- Augenhunger — das Sehen von Nahrungsmitteln reizt zum Essen.
- Nasenhunger — Geruch und Erinnerung lösen Appetit aus.
- Mundhunger — das Bedürfnis nach Textur, Geschmack, Kauen.
- Magenhunger — das physiologische Signal für eine bestimmte Menge an Nahrung.
- Zellhunger — Bedarf einzelner Zelltypen an Nährstoffen oder Mineralien.
- Geistiger Hunger — Gewohnheiten, Essenszeiten, Regeln oder Erwartungen.
- Seelenhunger — emotionale Bedürfnisse wie Nähe oder Trost, die mit Essen kompensiert werden.

Alexandra Wurlitzer: Sie praktizieren in der Mayr-Therapie eine Achtsamkeitsübung. Wie funktioniert die Rosinenübung konkret?
Dr. med. Gesine Petereit: Die klassische Rosinenübung nach Jon Kabat-Zinn dauert etwa 20 Minuten. In unseren Kuren nutzen wir eine verkürzte Form, um das Prinzip zu vermitteln. Schritt für Schritt:
- Sehen Sie das Lebensmittel genau an — erkennen Sie den Augenhunger.
- Riechen Sie daran — lassen Sie Assoziationen zu, das ist der Nasenhunger.
- Führen Sie das Lebensmittel langsam an die Lippen, legen Sie es in den Mund, ohne sofort zu kauen — das schult den Mundhunger.
- Kauen Sie langsam, bewusst, spüren Sie die Texturen und Aromen — retronasales Riechen ist dabei zentral.
- Halten Sie inne und fragen Sie sich: Was sagt mein Magen? Brauche ich mehr?
- Überlegen Sie: Haben meine Zellen einen spezifischen Bedarf?
- Schließlich reflektieren Sie: Ist es Gewohnheit oder Sehnsucht, die mich antreibt?
Die Übung stärkt Ihr System 2 — Nachdenken und Wahrnehmen — und bringt Sie weg vom automatischen System 1.

Alexandra Wurlitzer: Sie erwähnten eine Studie zum «Augenhunger». Was steckt dahinter?
Dr. med. Gesine Petereit: Forscher zeigten Versuchsteilnehmern einen «bodenlosen Teller», der sich immer wieder füllte. Wer diesen Teller vor sich hatte, aß drei bis vier Mal so viel wie jene, die einen normalen Teller leer aßen. Das Sättigungsgefühl war später jedoch vergleichbar. Die Augen überreden den Geist, und nur langsame Aufmerksamkeit bringt uns wieder in die Balance. Deshalb ist langsames Kauen so zentral: Sättigungssignale brauchen Zeit, oft eine halbe Stunde.
Alexandra Wurlitzer: Mundhunger, Schmauen — was ist das genau?
Dr. med. Gesine Petereit: Schmauen ist langsames, genussvolles Kauen, verbunden mit bewusstem Schmecken und Riechen. Durch retronasales Riechen nutzen Sie die enorme Vielfalt der Geruchswahrnehmungen (tausende) gegenüber nur wenigen Grundgeschmäckern. So kann Ihr Gehirn schon durch bewusstes Kauen die Befriedigung herstellen, oft ohne zusätzliche Kalorien. Das ist ein praktisches Werkzeug gegen Impulskonsum.

Alexandra Wurlitzer: Zellhunger klingt technisch. Wie erkennt man ihn und was kann man tun?
Dr. med. Gesine Petereit: Zellhunger weist darauf hin, dass einzelne Zellen oder Systeme bestimmter Nährstoffe bedürfen. Beispiele:
- Pica: Heißhunger auf Erde oder Ton bei Mineralstoffmangel ist dokumentiert.
- Abendlicher Schokoladenhunger kann ein Magnesium- oder Kupfermangel sein. Gute Bitterschokolade oder ein paar geröstete Kakaobohnen liefern Magnesium und Kupfer.
Wenn Sie solche Muster häufiger beobachten, lohnt sich eine ärztliche Untersuchung oder gezielte Ernährungsberatung. Die Brücke hier ist Diagnostik zu gezielter Nährstoffversorgung.
Alexandra Wurlitzer: Und der geistige sowie der Seelenhunger — wie unterscheiden sie sich praktisch?
Dr. med. Gesine Petereit: Geistiger Hunger folgt Regeln, Ritualen und Uhrzeiten. Studien zeigen bei Menschen mit Demenz, dass Essen oft stattfindet, weil Essenszeit ist, nicht weil physiologischer Bedarf besteht. Seelenhunger dagegen verweist auf fehlende Nähe, Trost oder Sinn. Häufig greifen Menschen zur Schokolade, obwohl sie eigentlich eine Umarmung oder ein Gespräch bräuchten. Die einfache Frage «Was brauche ich jetzt wirklich?» kann eine andere, nachhaltigere Antwort bringen.

Alexandra Wurlitzer: Welche Rolle spielt Stille beim Essen in Ihrer Therapie?
Dr. med. Gesine Petereit: Stilles Essen ist ein Kernstück der F.X. Mayr-Kuren. Wenn Sie nicht nebenbei Probleme diskutieren oder am Schreibtisch essen, gelangen Sie leichter in die Wahrnehmung Ihrer Sinne. Trennen Sie Gespräch und Genuss bewusst: Probleme vor oder nach dem Essen. So vermeiden Sie, dass Sie auch emotionale Inhalte konsumieren. Stille wird zur Brücke zwischen Tagesroutine und achtsamer Ernährungsentscheidung.

Alexandra Wurlitzer: Können Sie kurz zusammenfassen, wie Leserinnen und Leser im Alltag beginnen können?
Dr. med. Gesine Petereit: Starten Sie bei A wie Achtsamkeit: einen Moment innehalten, die Frage stellen «Brauche ich das jetzt?», langsam essen, bewusst riechen und kauen. Machen Sie ab und an die Rosinenübung oder zumindest eine vereinfachte Variante: eine Minute anschauen, riechen, eine Minute bewusst kauen. Mit der Zeit wählen Sie Lebensmittel, die Ihnen guttun, ethisch vertretbar hergestellt sind und in Ihren Tagesrhythmus passen. Die Praxis verwandelt Entscheidungen von automatischen Reaktionen in reflektierte Haltungen.
Praktische Tipps — kurz und handlungsorientiert
- Legen Sie Messer und Gabel zwischendurch ab und kauen Sie bewusst.
- Wenn der Heißhunger kommt: Riechen Sie am Lebensmittel; oft genügt das.
- Fragen Sie sich: Ist es Magenhunger, Zellhunger oder Seelenhunger?
- Bei wiederkehrendem Schokoladenhunger: denken Sie an Magnesium- oder Kupferstatus.
- Planen Sie stumme Mahlzeiten oder kurze Achtsamkeits-Minuten vor dem Essen ein.
Häufige Fragen
Wie lange dauert die Rosinenübung und wie oft sollte ich sie machen?
Die klassische Übung dauert 20 Minuten. Eine kürzere Version von 5 bis 10 Minuten reicht aber oft, um Achtsamkeit zu schulen. Einmal täglich als Mini-Praxis oder mehrmals pro Woche ist sinnvoll.
Wie erkenne ich Zellhunger von anderem Hunger?
Zellhunger zeigt sich oft als spezifisches Verlangen (z. B. auf Salziges, Erdiges, Schokolade) und tritt häufig nach Belastung auf. Laborwerte und ärztliche Beratung helfen, Mängel zu klären. Beobachten Sie Muster und suchen Sie ärztliche Diagnostik, wenn es wiederkehrend ist.
Wo finde ich Unterstützung in der F.X. Mayr-Therapie oder Ausbildung?
Informationen über Ausbildungen bei der Internationalen Gesellschaft der Mayr-Ärzte und über Kurangebote finden Sie auf den Seiten der Fachgesellschaft sowie bei Praxen, etwa unter www.aerztin-fuer-dich.de. Für weiterführende Inhalte nutzen Sie die Plattformen QS24.run/online und die QS24 Academy unter https://my.qs24.academy, QS24, wikiSana, QS24.tv oder unsere interaktiven
Sprechstunden.
Weiterführende Angebote und Einladung
Wenn Sie tiefer einsteigen möchten: Die QS24 Mediengruppe bietet mit dem Gesundheitskompass, der QS24 Academy und den QS24 Sprechstunden zahlreiche Möglichkeiten. Melden Sie sich für den Newsletter an unter https://www.qs24.tv/newsletter/ und installieren Sie die QS24 App: https://www.qs24.tv/qs24-app/.
Einige Fakten zur Reichweite und zu unseren Projekten: Die erste Ausgabe des QS24 Gesundheitskompasses erreichte bereits eine Verbreitung von 140’000 Exemplaren. Die zweite Ausgabe erscheint im November 2025 und markiert einen neuen Meilenstein: eine Auflage von über 600.000 Exemplaren, davon rund 580.000 Exemplare, die im D-A-CH-Raum verteilt werden. Nutzen Sie die QS24 Academy: https://my.qs24.academy für zertifizierte Kurse und vertiefende Inhalte. Stöbern Sie online im Gesundheitskompass: https://qs24.run/online. Mehr zu den QS24 Sprechstunden finden Sie unter: https://qs24.run/sprechstunden.
Die QS24 Mediengruppe ist ein umfassendes Netzwerk mit hoher Reichweite: bis zu 600.000 Tageszusehende, über 400.000 YouTube-Abonnenten und mehr als 6.500 Videos zu ganzheitlichen Gesundheitsthemen. wikiSana ergänzt das Angebot als große Streaming-Datenbank mit KI-gestützter Suche. Wenn Sie interessiert sind an Vernetzung, Weiterbildung und praktischer Begleitung, sind die Sprechstunden ein guter Einstieg.
Abschließende Worte
Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, die sieben Hungertypen kennenzulernen. Achtsames Essen ist eine praktische Brücke zwischen Impuls und Bewusstsein und zwischen Symptomen und Ursache. Wenn Sie beginnen, die Signale zu unterscheiden, werden Ihre Entscheidungen gesünder, nachhaltiger und selbstbestimmter.
Mit herzlicher Wertschätzung und in Dankbarkeit,
Ihr QS24-Team














