Reizdarm, Entzündungen und Demenz – Ein Interview mit Dr. Heiko Hofmann, Darmexperte

Reizdarm Entzündungen und Demenz So bringst du deinen Darm in Balance

In diesem Beitrag fasst Alexander Glogg das Gespräch mit Dr. Heiko Hofmann zusammen, das im Rahmen der QS24.Sprechstunde stattfand. Auf QS24, wikiSana, QS24.tv und in unseren interaktiven Sprechstunden beantwortet Dr. Hofmann zentrale Fragen rund um Darmgesundheit, Mikrobiom und Prävention. Sie lesen hier die wichtigsten Erkenntnisse, praktische Tipps und konkrete Empfehlungen, formuliert in klarer, seriöser und warmherziger Sprache.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung: Warum der Darm das Zentrum Ihrer Gesundheit ist

Alexander Glogg führt in das Thema ein: Die moderne Labordiagnostik hat in den letzten Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht. Dr. Heiko Hofmann betont, dass der Darm weit mehr ist als ein passives Rohr — er produziert kurzkettige Fettsäuren, Vitamine und Neurotransmitter und steht in intensivem Austausch mit Immunsystem, Haut und Gehirn. Stuhlanalysen und Mikrobiomtests helfen, fehlende Puzzlestücke in der Gesundheitsbetrachtung zu identifizieren.

Studioeinführung und Begrüssung

Interview: Fragen und Antworten

Alexander Glogg: Herr Dr. Hofmann, warum gilt der Darm als Ursprung unserer Gesundheit — und woran merkt man, dass der Darm aus dem Gleichgewicht ist?

Dr. Heiko Hofmann erklärt, dass der Darm nicht nur verdaut, sondern aktiv Stoffe produziert, die der Körper braucht — etwa Buttersäure (Butyrat) oder bestimmte Vitamine. Hinweise auf ein Ungleichgewicht sind dauerhafte Verstopfung, wiederkehrender Durchfall, Blähungen, Schmerzen im Unterbauch oder Hautprobleme wie Akne. Solche Symptome können Zeichen eines Reizdarms oder stiller Entzündung sein. Wichtig ist: Der Darm beeinflusst weit mehr Organe als nur den Verdauungstrakt — etwa Haut, Psyche und Herz-Kreislauf.

Erklärung: Darm produziert Fettsäuren und Vitamine

Alexander Glogg: In welchem Zusammenhang steht die Darmflora mit dem Immunsystem — kann man die Abwehr über den Darm stärken?

Dr. Hofmann beschreibt: Bei Entzündungen im Darm entsteht eine systemische Entzündungslast, die andere Organe beeinträchtigen kann. Buttersäure wirkt anti‑entzündlich; ihre Bildung hängt von Ballaststoffen ab. Eine vielfältige, faserreiche Ernährung reduziert Entzündungen und stärkt das Immunsystem. Konkrete Maßnahmen sind: mehr Ballaststoffe, fermentierte Lebensmittel, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Bewegung.

Darm und Immunsystem: Buttersäure und Entzündungshemmung

Alexander Glogg: Was sind stille Entzündungen im Darm — und warum bleiben sie oft unentdeckt?

Der Darm sendet wenige Schmerzsignale; viele Prozesse laufen still ab. Deshalb bemerken Betroffene Entzündungen oft nicht. Dr. Hofmann schildert, dass Beschwerden wie Parodontose oder chronische, leichte Reizdarmsymptome mit stillen Darmentzündungen zusammenhängen können. Stuhlanalysen mit Entzündungsmarkern wie Calprotectin helfen, solche Zustände früh zu erkennen.

Stille Entzündungen bleiben oft unbemerkt

Alexander Glogg: Gibt es Studien, die langfristige Folgen von Darmproblemen zeigen?

Ja. Dr. Hofmann verweist auf große Kohortenstudien (z. B. aus Korea) mit über 160’000 Personen, die zeigen: Menschen mit Reizdarmsymptomen haben ein erhöhtes Risiko für Demenz und Alzheimer (etwa ein Drittel erhöhtes Risiko) im Beobachtungszeitraum. Daraus folgt: Darmgesundheit spielt auch eine Rolle für Alterungsprozesse des Gehirns — Frühprävention ist sinnvoll.

Studien: Zusammenhang Darmprobleme und Demenz

Alexander Glogg: Was können die Menschen im Alltag tun, um den Darm dauerhaft gesund zu halten?

Dr. Hofmann gibt klare, praktikable Empfehlungen:

  • Ausreichend trinken — Flüssigkeit ist entscheidend für eine funktionierende Verdauung.
  • Bewegung — bereits täglich 15 Minuten Spaziergang unterstützen die Darmmotilität.
  • Vielfältige Ernährung — mindestens fünf verschiedene Gemüse‑ oder Obstsorten pro Woche; abwechslungsreiche Ballaststoffe.
  • Gutes Kauen, moderater Fettkonsum — prüfen, ob eine sehr fettreiche Ernährung (z. B. streng ketogen) verdaut wird.
Praktische Alltags‑Tipps: Trinken, Bewegung, Vielfalt

Alexander Glogg: Wie wirken Antibiotika auf das Mikrobiom — und wie baut man die Vielfalt wieder auf?

Antibiotika reduzieren die Artenvielfalt im Darm — vergleichbar mit Pestiziden in einem Garten, die Biodiversität zerstören. Im Darm gibt es hunderte von Bakterienarten (schätzungsweise 500–1000). Nach einer Antibiotikatherapie empfiehlt Dr. Hofmann:

  • Schon während der Antibiotikagabe ergänzend Probiotika einnehmen (zeitlich versetzt),
  • danach konsequent eine abwechslungsreiche, faserreiche Ernährung,
  • fermentierte Lebensmittel und gezielte Probiotika mit verschiedenen Stämmen einsetzen,
  • Kontakt zu Familie und Umwelt fördert Austausch und Wiederbesiedlung.
Antibiotika reduzieren Artenvielfalt im Darm

Alexander Glogg: Welche Laborwerte und Analysen sind sinnvoll, wenn ich meinen Darm untersuchen lassen möchte?

Dr. Hofmann empfiehlt eine abgestufte Diagnostik je nach Beschwerdebild:

  • Basis: Stuhlanalyse mit Entzündungsmarkern (Calprotectin), Alpha‑1‑Antitrypsin und Prüfungen auf Verdauungsrückstände (z. B. Fettresiduen).
  • Mikrobiomanalyse (Sequenzierung) zur Bestimmung von Hunderten von Bakterienarten — sinnvoll bei andauernden Problemen oder komplexen Erkrankungen.
  • Spezielle Tests: Histamin‑Parameter bei Verdacht auf Histaminintoleranz; weitere Untersuchungen bei Autoimmun‑ oder schweren dermatologischen/psychischen Beschwerden.

Solche Analysen sind heute erschwinglich (Basisanalysen um ~100 CHF/Euro) und erlauben gezielte, individuelle Therapien — eine Brücke zwischen Schulmedizin und ganzheitlicher Praxis.

Empfohlene Labordiagnostik: Mikrobiom, Calprotectin, Fettresiduen

Alexander Glogg: Wie geht man mit Histaminintoleranz um — hilft die Darmtherapie?

Dr. Hofmann erläutert, dass nicht alle vermeintlichen Histaminbeschwerden tatsächlich histaminbedingt sind — daher zuallererst ein Test (kostengünstig). Bei bestätigter Histaminintoleranz helfen:

  • histaminarme Ernährung kurzfristig,
  • gezielte Probiotika mit histaminabbauenden Bakterien,
  • Nahrungsergänzung mit DAO‑Enzymen (z. B. Dauosin) als akute Unterstützung bei Einladungen oder besonderen Anlässen,
  • langfristige Darmregeneration in Zyklen (z. B. halbjährliche Kur).

Beispiele aus der Praxis zeigen: Kombinationen aus Bakterien, Enzymen und Ernährung können Beschwerden deutlich reduzieren.

Histaminintoleranz: Tests und therapeutische Ansätze

Alexander Glogg: Wie oft sollte man eine Stuhlanalyse oder eine Darm‑Kontrolle machen?

Dr. Hofmann empfiehlt als präventive Maßnahme mindestens eine Kontrolle pro Jahr — insbesondere bei Menschen, die viel reisen, Antibiotika erhalten oder Beschwerden vermuten. Die jährliche Analyse kann stille Entzündungen aufdecken, bevor sie zu größeren Problemen führen.

Prävention: Jahreskontrolle des Darms empfohlen

Praxisbeispiele und Anekdoten

Dr. Hofmann teilt mehrere Fälle aus der Praxis: Eine Patientin mit jahrelanger Parodontose verbesserte ihre Mundgesundheit nach antientzündlicher Darmtherapie nachhaltig. Ein anderer Fall zeigte, wie sich Reizdarmsymptome durch gezielte Ernährung, Ballaststoffe und Probiotika verringerten. Solche Beispiele illustrieren die Brücke von Ursache (Darm) zu Wirkung (Mund, Haut, Psyche).

Praxisfall: Parodontose besserte sich nach Darmtherapie

FAQ — Häufig gestellte Fragen

Hilft jede Probiotika‑Kapsel nach Antibiotika?

Nicht jede. Wählen Sie ein Probiotikum mit mehreren Stämmen und nehmen Sie es idealerweise bereits während der Antibiotikagabe (zeitlich versetzt). Anschließend: abwechslungsreiche, faserreiche Ernährung, fermentierte Lebensmittel und gezielte therapeutische Präparate.

Was sind stille Entzündungen — spüre ich diese immer?

Nicht unbedingt. Viele Darmprozesse sind wenig schmerzhaft, sodass Entzündungen unbemerkt bleiben. Stuhlanalysen mit Calprotectin helfen, stille Entzündungen zu erkennen.

Wie erkennt man Histaminintoleranz sicher?

Ein spezifischer Test klärt, ob Histamin die Ursache ist. Ist das Ergebnis positiv, helfen histaminabbauende Bakterien und DAO‑Enzyme. Beratung durch erfahrene Therapeuten ist ratsam.

Macht es Sinn, das Mikrobiom jährlich zu testen?

Ja — mindestens eine jährliche Kontrolle wird empfohlen, besonders bei Symptomen oder nach belastenden Ereignissen wie Antibiotika oder häufigen Reisen.

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Schlusswort

Der Darm ist mehr als ein Verdauungsorgan — er ist ein stoffwechselaktives, kommunikatives Organ, das das Immunsystem, die Haut, das Gehirn und damit Ihre Lebensqualität wesentlich mitprägt. Dr. Heiko Hofmann zeigt: Mit gezielter Diagnostik (Stuhl‑Analyse, Mikrobiom‑Tests, Entzündungsmarker) und praktikablen Alltagsschritten (Trinken, Bewegung, Vielfalt, Ballaststoffe) lassen sich viele Probleme lindern oder verhindern. QS24, wikiSana, QS24.tv, Sprechstunden bieten Ihnen ergänzende Informationen, Expertenkontakte und vertiefende Kurse.

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In Dankbarkeit,

Alexander Glogg

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