Wie Hormone das Leben von Frauen verändern

Inhaltsverzeichnis

Einführung

In einem aufrüttelnden Gespräch auf QS24 erläutert Dr. med. Hildegard Faust-Albrecht, warum Hormone häufig das fehlende Puzzleteil in vielen gesundheitlichen Beschwerden von Frauen sind. Die Sendung, produziert von QS24 – Schweizer Gesundheitsfernsehen, richtet sich an Frauen und Fachpersonen gleichermaßen und ist ein Aufruf: Ursachen statt nur Wirkungen behandeln. Wenn Sie mehr über Hintergründe, Diagnostik und therapeutische Wege erfahren möchten, finden Sie in diesem Interview klare Antworten und praktische Wege.

Das Interview

Alexander Glogg: Frau Dr. Faust-Albrecht, warum ist das Thema Hormone heute so dringlich?

Dr. Faust-Albrecht beschreibt Hormone als zentrale Regulatoren des Körpers. Viele Frauen erleben Angst, Depressionen, Panikattacken, Schlafstörungen oder Zyklusprobleme — Symptome, die oft auf ein hormonelles Ungleichgewicht zurückzuführen sind. Sie betont, dass Hausärzte und viele Gynäkologinnen nicht immer ausreichend Zeit oder Ausbildung haben, um diese komplexen Zusammenhänge zu erkennen. Die Folge sind jahrelange Irrwege für Betroffene. Sie empfiehlt eine sorgfältige ärztliche Begleitung, fundierte Labordiagnostik und eine individuelle Betrachtung jeder Patientin.

Erklärung: Progesteron-Creme und transdermale Gabe

Alexander Glogg: Was ist der Unterschied zwischen synthetischen Gestagenen und bioidentischem Progesteron?

Dr. Faust-Albrecht erklärt, dass synthetische Gestagene häufig Rezeptoren blockieren, während bioidentisches Progesteron das natürliche Gleichgewicht des Körpers unterstützt. Besonders effektiv sei die transdermale Gabe (Creme), weil so die Leberpassage umgangen wird und die Hormone direkt die Zellrezeptoren erreichen — eine biologisch plausiblere Form der Substitution. In ihrer Praxis hat sie gemeinsam mit einer Apotheke eine zehnprozentige Progesteron-Creme entwickelt, die sich in vielen Fällen als hilfreich erwiesen hat.

Alexander Glogg: Welche Rolle spielt die Umwelt — Stichwort Xenoöstrogene?

Die Ärztin macht deutlich, dass Umweltfaktoren wie Weichmacher, bestimmte Sonnenschutzfilter, Plastik und sogar Rückstände hormoneller Verhütungsmittel im Wasser den Hormonhaushalt stören können. Diese sogenannten Xenoöstrogene beeinflussen Rezeptoren und können zu Östrogendominanz, Myomen, Zysten und anderen Beschwerden beitragen. Dr. Faust-Albrecht fordert, dass man Lebensstil, Ernährung, Kosmetik und Trinkwasser mitbedenkt, wenn man hormonelle Probleme behandeln will.

Kosmetik und Lichtschutzfaktor als Beispiel für hormonelle Disruptoren

Alexander Glogg: Wie erkennt man, ob eine Frau östrogenüberdominant ist?

Oft sind sichtbare Zeichen wie Cellulite, Myome, Fibrome oder bestimmte Veränderungen im Brustgewebe Hinweise. Dr. Faust-Albrecht betont, dass die klinische Inspektion bei der Gynäkologin viel verrät: Hautbild, Behaarung, Vaginalbefund und Ultraschall sind wichtige Bausteine. Im Labor schaut sie nicht nur auf Estradiol, sondern auch auf Estron (Speicheröstrogen), Hypophysenhormone (LH, FSH) und Vitalparameter. Die Zusammenschau von Anamnese, körperlicher Untersuchung und Labor ist entscheidend.

Vaginalepithel und körperliche Untersuchung als Teil der Diagnostik

Alexander Glogg: Wann reicht lokale Behandlung bei Scheidentrockenheit aus?

Wenn die Trockenheit lokal begrenzt ist, helfen oft lokale Estriolpräparate (Zäpfchen, Creme, Tabletten) ohne signifikante systemische Wirkung. Ist hingegen die gesamte hormonelle Lage gestört, braucht es eine umfassendere Betrachtung: Progesteron als „Königshormon“ sollte nie bei systemischer Substitution fehlen, da es das Gleichgewicht zu den Östrogenen wiederherstellen kann.

Lokale Estrioltherapie bei Scheidentrockenheit

Alexander Glogg: Welche Laborwerte und Vitalstoffe prüfen Sie routinemäßig?

Dr. Faust-Albrecht bestimmt Hormone sowie internistische Werte (Leber, Nieren, Cholesterin), Entzündungsmarker und Vitalstoffe wie Vitamin D, Selen, B12, Folsäure, Zink und Omega-3. Bei Migräne oder Herzproblemen ergänzt sie Q10. Schilddrüsenwerte inklusive Jodstatus gehören ebenfalls zur Basisdiagnostik. Daraus entsteht ein individueller Therapieplan, der Lifestyle, Stressmanagement, gezielte Supplementierung und gegebenenfalls bioidentische Hormone kombiniert.

Alexander Glogg: Welche einfachen Maßnahmen helfen, Östrogene zu reduzieren?

Regelmäßige Bewegung (ausgewogener Ausdauersport), Verzicht auf Alkohol, Rauchstopp und Stressreduktion sind wirkungsvoll. Außerdem empfiehlt sie, Belastungen durch Xenoöstrogene zu minimieren — zum Beispiel durch bewusste Kosmetikauswahl und gefiltertes Trinkwasser. Gemeinschaft und soziale Nähe nennt sie ebenfalls als unterschätzte Faktoren: familiäre Nähe und emotionale Stabilität wirken hormonregulierend.

Sport und Lebensstil als Brücken zur Hormonbalance

Alexander Glogg: Was raten Sie Gynäkologen und Hausärzten in der Praxis?

Dr. Faust-Albrecht plädiert für mehr Weiterbildung: Hormonsubstitution ist kein Einheitsrezept. Sie bietet seit Jahren Seminare für Kolleginnen und Kollegen an, um Erfahrungswissen weiterzugeben. Gynäkologen haben die Möglichkeit, Patientinnen im Rahmen der Früherkennung umfassend zu sehen — ein idealer Ansatzpunkt, um hormonelle Störungen früh zu erkennen und gezielt zu intervenieren.

Hormon-Workshop in Unterhaching: Fortbildung für Fachkollegen

Alexander Glogg: Wie gehen Sie mit Frauen um, die lange leiden und schon viele Therapien hinter sich haben?

In solchen Fällen bleibt nur eine sorgfältige, empathische und beharrliche Herangehensweise: ausführliche Anamnese, genaue Laboranalyse, schrittweises Vorgehen und Verlaufskontrollen. Dr. Faust-Albrecht erinnert daran, dass die gängige Leitlinienbehandlung nicht alle Frauen erreicht und dass individuelle, oft bioidentische Ansätze in vielen Fällen Besserung bringen können — vorausgesetzt, sie erfolgen fachkundig und begleitet.

Einzelgespräche und individuelle Therapieplanung

Praktische Hinweise für Betroffene

  • Beobachten Sie Ihren Zyklus: Wann treten Stimmungsschwankungen auf? Zyklische Muster geben wichtige Hinweise.
  • Sprechen Sie offen mit Ihrer Gynäkologin über Symptome wie Schlafstörungen, Hitzewallungen, Libidoverlust oder Wassereinlagerungen.
  • Fordern Sie eine umfassende Laboruntersuchung: Hormone, Hypophysenwerte, Vitamin D, Selen und Schilddrüse.
  • Prüfen Sie Lebensstilfaktoren: Bewegung, Alkohol, Rauchen, Stressmanagement und Kosmetika.
  • Erwägen Sie lokale Therapie (Estriol) bei rein lokaler Scheidentrockenheit; systemische Therapie nur nach genauer Abklärung.

FAQ — Häufig gestellte Fragen

Welche Symptome deuten am stärksten auf Progesteronmangel hin?

Typische Zeichen sind nächtliche Hitzewallungen, Durchschlafstörungen (häufig zwischen 3 und 5 Uhr), Wassereinlagerungen, Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit, Gewichtszunahme und Heißhunger. In diesen Fällen kann ein Versuch mit bioidentischem Progesteron sinnvoll sein — idealerweise transdermal und begleitet.

Ist jede Frau heute östrogenüberdominant?

Nicht jede, aber ein großer Anteil (nach Einschätzung der Expertin rund 80–90 %) trägt externe Östrogenbelastungen in sich: Übergewicht, Xenoöstrogene in Umwelt und Nahrung sowie bestimmte Medikamentengaben erhöhen das Risiko. Dennoch können lokal begrenzte Östrogenmängel (z. B. Scheidentrockenheit) bestehen.

Warum ist die transdermale Anwendung von Hormonen oft besser?

Transdermal wird die Leberumwandlung umgangen, Hormone bleiben näher an ihrer bioidentischen Form und erreichen die Rezeptoren direkter. Dadurch treten weniger systemische Nebenwirkungen auf und die Wirkung lässt sich feinjustieren.

Sind pflanzliche Präparate eine sichere Alternative?

Pflanzenstoffe (z. B. Rotklee, Mönchspfeffer, Yamswurzel, Cimicifuga) können symptomlindernd wirken, besitzen jedoch meist östrogenähnliche Effekte ohne Progesteron. Bei Östrogendominanz sind sie nicht immer ausreichend. Eine individuelle Bewertung ist wichtig.

Wie finde ich qualifizierte Ärztinnen oder Fortbildungen?

Dr. Faust-Albrecht bietet seit Jahren Seminare für Ärzte, Heilpraktiker und Therapeuten an. Informationen über Workshops und Fortbildungen finden Sie auf ihrer Homepage: http://www.faust-albrecht.de. Auch Plattformen wie QS24.run/sprechstunden und die QS24 Academy (https://my.qs24.academy) listen hochwertige Fortbildungen.

Ressourcen und weiterführende Angebote

Wenn Sie tiefer einsteigen möchten, empfehlen wir die Angebote und Netzwerke von QS24, wikiSana und QS24 Academy. Die Redaktion von QS24 stellt fundierte Inhalte bereit — QS24, wikiSana, QS24.tv, Sprechstunden — die Ihnen Orientierung und Weiterbildung ermöglichen.

Infos zu Fortbildungen und Homepage

Abschluss und Ausblick

Dr. Faust-Albrecht schließt mit einem Appell an Kolleginnen, Kollegen und Betroffene: Hormone sind keine Nebensache — sie sind Lebensenergie. Mit Geduld, Sorgfalt und persönlicher Begleitung lassen sich viele Beschwerden deutlich lindern. Fachliche Weiterbildung, eine saubere Diagnostik und ein Blick auf Umwelt- und Lifestyle-Faktoren sind die Brücken zwischen Schulmedizin und Ganzheitsmedizin.

Wenn Sie weiterführende Angebote der QS24 Mediengruppe interessieren, hier einige Hinweise:

  • QS24 Gesundheitskompass: Die erste Ausgabe erreichte eine Auflage von 140’000 Exemplaren. Die zweite Ausgabe erscheint im November 2025 mit über 600.000 Exemplaren (davon rund 580.000 verteilt im D‑A‑CH‑Raum).
  • QS24 Academy: Zertifikatskurse und Fortbildungen für Fachpersonen — https://my.qs24.academy
  • Online-Zeitung und Digitalinhalte des Gesundheitskompasses: https://qs24.run/online
  • QS24 Sprechstunden: Interaktive Experten‑Events mit Live‑Fragerunden — https://qs24.run/sprechstunden
  • Newsletter-Anmeldung: Bleiben Sie informiert — https://www.qs24.tv/newsletter/
  • Installieren Sie die QS24 APP für bequemen Zugriff auf Sendungen und Inhalte.

QS24, wikiSana, QS24.tv, Sprechstunden — diese Netzwerke sind Ihre Wegbegleiter für fundiertes Wissen und praktische Hilfe. Nutzen Sie Fortbildungen, Workshops und die Angebote, um Fachwissen zu vertiefen oder als Betroffene die richtigen Schritte einzuleiten.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Bleiben Sie neugierig, bleiben Sie gesund.

Mit herzlicher Dankbarkeit,

Alexander Glogg und das Team von QS24


Teilen
Weitere Beiträge

Newsletter abonnieren