Inhaltsverzeichnis:
- Von Apps und klugen Ratschlägen: Wenn Selbstverantwortung zur Lachnummer wird
- Zwischen Schuld und Bussgeld: Von der Kirche bis zum CO2-Ablasshandel
- Esoterik, der Kreis und die Selbstwirksamkeitsblase: Wer singt zahlt!
Klopf, klopf – willkommen in der Denkgarage! Wer denkt, Selbstwirksamkeit klingt wie ein neues Superfood, das gleich nach Chiasamen und Quinoa in den Bioläden landet, liegt nur knapp daneben. Aber was steckt wirklich hinter dem Trend, alles selber machen zu wollen oder müssen – und sind wir am Ende tatsächlich Herr:innen unserer eigenen Entscheidungen? Zeit für einen Roadtrip ins ironische Herz moderner Selbstverantwortung – und in die Abgaswolken der CO2-Kompensation. Willkommen zu einer Session voller schräger Erkenntnisse, Zwischenrufe und überraschender Beichten.
Von Apps und klugen Ratschlägen: Wenn Selbstverantwortung zur Lachnummer wird
Digitale Moralkeule: Die App weiss alles besser
Er hat ein Problem. Das Gehalt ist zu niedrig. Was tun? Klar, er fragt die neueste App, schliesslich gibt es für alles eine App. Die Antwort kommt prompt, freundlich und mit einem Hauch von Zynismus:
Lösung? Einfach mehr arbeiten, Du Faulpelz.
Na, wenn das mal kein Gamechanger ist. Wer braucht schon Tarifverträge oder Mindestlohn, wenn eine App mit einem Satz alles löst?
Mietpreise zu hoch? Sei halt kreativer!
Sie hat ein anderes Problem. Die Miete frisst das halbe Gehalt. Die App bleibt cool. Sie schlägt vor:
- Sei kreativer!
- Vielleicht einfach mal ein Hochbett ins Bad stellen?
- Oder die Küche untervermieten?
Klingt nach einem Plan. Oder nach einer Folge „Wer wohnt denn da?“ auf Speed.
Die Scheinlösung auf Knopfdruck
Er merkt langsam: Die App ist wie ein digitaler Coach mit dem Charme eines schlecht gelaunten Personal-Trainers.
- Problem? Selbst schuld!
- Lösung? Mach halt mehr!
- System? Bleibt, wie es ist.
Die Verantwortung wird einfach per Knopfdruck zurückgegeben. Selbstverantwortung 2.0 – jetzt auch als Push-Nachricht.
Gesellschaftliche Erwartungen: Ein bisschen zu viel des Guten?
Sie fragt sich: Ist das jetzt die neue Realität? Wer nicht klarkommt, ist einfach nicht kreativ oder fleissig genug?
Die App macht’s vor: Eigenverantwortung wird digitalisiert, trivialisiert und – ganz wichtig – individualisiert.
Das System? Bleibt im Hintergrund. Unantastbar. Wie der WLAN-Router im Nachbarzimmer: Man weiss, er ist da, aber rankommen tut man nicht.
Top 3 App-Ratschläge für den Alltag
- Gehalt zu niedrig? – „Einfach mehr arbeiten, Du Faulpelz.“
- Miete zu hoch? – „Sei halt kreativer!“
- Burnout? – „Mach Yoga. Oder arbeite noch mehr, dann hast du keine Zeit für Stress.“
Wenn Selbstwirksamkeit zur Comedy wird
Er lacht. Sie auch. Irgendwie ist das alles so absurd, dass es schon wieder lustig ist.
Die App gibt Tipps, als hätte sie einen schlechten Tag. Oder einfach keine Ahnung vom echten Leben.
Wer braucht schon Systemkritik, wenn man sich selbst die Schuld geben kann?
Vielleicht gibt’s bald ein Update: Jetzt mit noch mehr Schuldgefühlen!
Und so bleibt die Verantwortung schön beim Einzelnen. Das System? Lächelt im Hintergrund und schickt eine Push-Nachricht: „Alles easy, du schaffst das schon. Irgendwie.“
Zwischen Schuld und Bussgeld: Von der Kirche bis zum CO2-Ablasshandel
Selbstverantwortung – ein alter Hut mit neuen Federn
Wer glaubt, Selbstverantwortung sei eine hippe Erfindung der Achtsamkeits-Influencer, der hat wohl noch nie einen mittelalterlichen Priester mit erhobenem Zeigefinger erlebt. Schon damals hiess es: „Tu Busse, mein Sohn!“ Heute klingt das Ganze etwas bürokratischer: Bussgeldbescheid vom Finanzamt. Der Unterschied? Früher gab’s Weihwasser, heute gibt’s Überweisungsformulare.
Und mal ehrlich: Wer hat nicht schon mal beim Ausfüllen der Steuererklärung gedacht, dass ein Beichtstuhl mit Ablasszettel irgendwie charmanter wäre?
Von der Beichte zum Beleg: Die Evolution der Schuld
- Mittelalter: Sünden beichten, Busse tun, vielleicht ein paar Vaterunser – und das Gewissen ist wieder blitzsauber.
- Heute: Steuererklärung abgeben, Bussgeld zahlen, und hoffen, dass das Finanzamt nicht nachfragt. Das Gewissen? Naja, zumindest das Konto ist leichter.
Die Methoden wechseln, das schlechte Gewissen bleibt. Irgendwie beruhigend, oder?
CO2-Zertifikate: Die Beichte des modernen Umweltsünders
Sie fliegen gern? Sie fahren SUV? Kein Problem! Einfach ein paar CO2-Zertifikate kaufen und schon ist die Umwelt wieder im Reinen. Zumindest auf dem Papier.
Ich kauf mir nämlich für meine Umweltsünden immer CO2-Zertifikate.
Das klingt fast wie: „Vater, ich habe gesündigt – aber ich habe auch brav gezahlt.“ Die moderne Beichte läuft digital, das schlechte Gewissen wird mit Zahlen beruhigt. Und das Beste: Es gibt sogar das XXL-Paket für Viel-Flieger. Achtung, Placebogefahr! Wer viel fliegt, kann sich gleich ein ganzes Bündel Zertifikate sichern. Für das besonders reine Gewissen – und vielleicht ein bisschen für die Instagram-Story.
Top 3 Analogien für den modernen Ablasshandel
- CO2-Zertifikate: Die neue Hostie für Vielflieger. Einmal ankreuzen, drei Euro zahlen, und schon fühlt sich der Flug nach Mallorca wie eine Pilgerreise an.
- Steuererklärung: Die jährliche Beichte beim Fiskus. Wer brav alles angibt, bekommt vielleicht sogar einen Segen – in Form einer Rückzahlung.
- Plastiktüten-Verzicht: Der kleine Ablass für zwischendurch. Spart zwar nur ein paar Cent, aber das Karma-Konto freut sich.
Der Placebo-Effekt für das Gewissen
Manche sagen, CO2-Kompensation sei wie ein Placebo: Man fühlt sich besser, aber die Welt bleibt, wie sie ist. Oder wie sie gestern war, als er noch geflogen ist.
Er zahlt, kreuzt brav das Kästchen an, und schon ist der Flug irgendwie „grüner“. Die Luft? Vielleicht nur Einbildung. Aber das Gefühl, ein guter Mensch zu sein, ist echt.
Und mal ehrlich: Wer will schon ohne dieses Gefühl leben? Die Katholiken machen’s vor – am Mittwoch beichten, am Sonntag wieder sündigen. Alles im grünen Bereich.
Fazit? Gibt’s hier nicht!
Die Methoden wechseln, das schlechte Gewissen bleibt. Ob Bussgeld, Beichte oder CO2-Zertifikat – Hauptsache, das Gefühl stimmt. Und das Konto… naja, das sieht das manchmal anders.
Esoterik, der Kreis und die Selbstwirksamkeitsblase: Wer singt zahlt!
Der Kreis des Vertrauens – oder doch nur ein Kreisverkehr?
Da sitzen sie also. Im Kreis. Ein bisschen meditieren, ein bisschen singen, ein bisschen „Selbstwirksamkeit“ atmen. Wer braucht schon einen Therapeuten, wenn man auch einfach gemeinsam „Ommm“ machen kann? Hauptsache, das Gefühl stimmt. Und falls nicht, gibt’s ja noch die Esoteriksteuer. Die wird natürlich nicht als Steuer verkauft, sondern als „Energieausgleich“. Klingt besser, fühlt sich besser an – und das System verdient mit.
Selbstwirksamkeit zum Mitnehmen, bitte!
Manche nennen es Placebo-Effekt, andere nennen es „spirituelle Erfahrung“. Am Ende ist es wie beim Fast Food: Hauptsache, man hat das Gefühl, etwas getan zu haben. Ob’s wirklich hilft? Egal.
„Sie denken, sie tun was, zahlen aber ordentlich und dann ist alles wiederum okay.“
So einfach kann Glück sein. Oder zumindest das Gefühl davon.
Die Esoteriksteuer – Ironie oder Geschäftsmodell?
Wer im Kreis sitzt, zahlt. Das ist das unausgesprochene Gesetz. Früher gab’s den Hofnarren, heute gibt’s den Esoterik-Coach. Beide sorgen für Unterhaltung, beide kosten Eintritt. Und beide werden erstaunlich selten hinterfragt. Wer zahlt, darf sich selbstwirksam fühlen. Wer nicht zahlt, bleibt draussen. So einfach ist das.
Gefährliche Grenzen: Wenn Fantasie zur Gefahr wird
Doch was passiert, wenn die Selbstwirksamkeitsblase platzt? Wenn jemand glaubt, mit ein bisschen Singen und Räucherstäbchen könne er schwere Krankheiten heilen? Dann wird’s plötzlich ernst. Da hört der Spass auf. Da wird aus harmloser Esoterik schnell fahrlässige Selbstüberschätzung. Und das kann richtig gefährlich werden.
Ein bisschen Placebo hier, ein bisschen Einbildung da – alles gut, solange niemand zu Schaden kommt. Aber wehe, jemand verwechselt den Kreis mit einer Notaufnahme. Dann hilft auch kein „Ommm“ mehr.
Fazit: Zwischen Wohlfühl-Oase und Selbstbetrug
Am Ende bleibt die Frage: Ist Esoterik ein Schonraum für gefühlte Selbstwirksamkeit – oder doch nur eine gut getarnte Einbildung? Vielleicht beides. Vielleicht ist es auch egal, solange alle brav ihre Esoteriksteuer zahlen und niemand ernsthaft glaubt, mit Klangschalen Krebs heilen zu können.
Die Absurdität, sich im Kreis zu drehen und dabei Bedeutung zu erzeugen, ist schon fast Kunst. Und das System? Das verdient fleissig mit. Hauptsache, das Gefühl stimmt.
So einfach kann Selbstwirksamkeit sein. Oder auch nicht. Wer weiss das schon so genau? Vielleicht sollte man einfach mal wieder mitsingen. Aber bitte nur, wenn’s nicht weh tut.














