Wechseljahre ohne Filter: Die unterschätzten Mängel, Mythen und Möglichkeiten

Hormone in Balance Wie Frauen sanft durch die Menopause kommen

Inhaltsverzeichnis:

Sie glauben, über die Wechseljahre sei schon alles gesagt? Weit gefehlt! Während andere noch über Hitzewallungen plaudern, erleben viele Betroffene einen ganz anderen Alltag. Neulich berichtete eine Freundin, sie hätte ihre Hände plötzlich “altern” sehen – ein Moment, der so banal wie alarmierend ist. Ganz ehrlich: Wer entscheidet eigentlich, was normal ist? Zeit für einen ungeschönten Blick hinter die Kulissen eines Lebensabschnitts, den wir nicht länger tabuisieren sollten.

1. Mängel: Die versteckten Baustellen der Wechseljahre

Plötzliche Symptome – was steckt dahinter?

Viele Frauen erleben es: Plötzlich ist da diese trockene Haut, die Schleimhäute machen Probleme, der Schlaf wird unruhig. Energie? Fehlanzeige. Woher kommen diese Veränderungen? Oft wird direkt an Hormone gedacht. Doch die Ursachen sind meist vielschichtiger.

Bea Loosli, Sexualpädagogin und Gründerin von Lady Planet, kennt diese Herausforderungen aus eigener Erfahrung. Sie berichtet, dass viele Symptome nicht einfach „über Nacht“ entstehen, sondern sich langsam aufbauen. Manchmal merkt man es erst, wenn der Körper schon lange auf Reserve läuft.

Vitamin- und Nährstoffmängel: Der unterschätzte Faktor

Ein Punkt, der oft übersehen wird: Vitamin- und Nährstoffmängel. Sie schleichen sich ein, manchmal schon Jahre vor den Wechseljahren. Wer denkt schon daran, dass ein Mangel an Eisen, Vitamin D oder B12 für Müdigkeit oder Schlafprobleme verantwortlich sein könnte?

  • Schleimhäute brauchen ausreichend Feuchtigkeit und Nährstoffe.
  • Schlaf wird durch Magnesium- und Vitaminmängel gestört.
  • Energie hängt eng mit dem Stoffwechsel und der Versorgung des Körpers zusammen.

Viele greifen vorschnell zu Hormonen, wenn die ersten Beschwerden auftreten. Doch Loosli empfiehlt, genauer hinzuschauen:

„Mit individuellem Speichel- und Bluttest beides zu machen, aber halt auch den Darm anzuschauen, den Stoffwechsel, die Nahrungsmittelunverträglichkeiten und generell die Vitamin- und Nährstoffmängel.“

Pille, Diät, Stress: Wie der Lebensstil schon vor der Menopause zu „leeren Tanks“ führen kann

Der Lebensstil spielt eine riesige Rolle. Viele Frauen starten schon mit 16 oder früher mit der Pille. Drei Jahre später? Erste Beschwerden. Bea Loosli erinnert sich:

“Nach drei Jahren waren eigentlich meine Vaginalschleimhäute defekt. […] Per Zufall sind meine Beschwerden verflogen und deshalb bin ich jetzt seit 25 Jahren hormonfrei unterwegs.” 

Die hormonelle Verhütung kann den Körper aus dem Gleichgewicht bringen. Schleimhäute werden trocken, der Zyklus schwankt, Hautprobleme tauchen auf. Und dann noch Diäten, Stress, wenig Schlaf – alles Faktoren, die den Körper zusätzlich belasten.

  • Pille: Belastet Schleimhäute, Haut und Darm.
  • Diäten: Führen oft zu Nährstoffmängeln.
  • Stress: Raubt Energie und schwächt das Immunsystem.

Viele Frauen wissen gar nicht, wie leer ihre „Tanks“ schon sind, bevor die Wechseljahre überhaupt beginnen. Die Symptome kommen dann scheinbar aus dem Nichts – sind aber oft das Ergebnis jahrelanger Belastung.

Service ab 40: Gesundheits-Check wie beim Auto

Bea Loosli rät:

„Ab vierzig macht mal einen grossen Service, damit ihr ohne Mängel dann in die Wechseljahre kommt.“

Klingt banal, ist aber sinnvoll. Wer regelmässig Blutwerte, Darmgesundheit und individuelle Mängel checkt, kann viele Beschwerden frühzeitig erkennen und gegensteuern.

  1. Blutwerte prüfen lassen (z.B. Eisen, Vitamin D, B12, Schilddrüse).
  2. Darmgesundheit im Blick behalten.
  3. Auf individuelle Symptome achten – nicht alles ist „normal“.

Die Wechseljahre beginnen meist zwischen 40 und 45, die Menopause – also die letzte Blutung – liegt im Schnitt bei 52 Jahren. Wer vorbereitet ist, kann diese Zeit als Chance nutzen, statt sich von Symptomen überrollen zu lassen.

Manchmal reicht schon ein kleiner Perspektivwechsel. Oder ein ehrlicher Blick auf den eigenen Lebensstil. Und vielleicht ein bisschen Mut, Dinge zu hinterfragen, die lange als „normal“ galten.

2. Hormon-Entscheidungen: Zwischen Natur, Angst und Alltagsmythen

Die zwei Lager: Hormontherapie oder Selbstregulation?

Wechseljahre – für viele ein Wort, das Unsicherheit auslöst. Plötzlich steht sie im Raum: die Frage, wie man mit den Veränderungen umgeht. Es gibt zwei Lager. Die einen schwören auf Hormontherapie, die anderen vertrauen auf Selbstregulation. Was tun, wenn die Angst vor Beschwerden wie Hitzewallungen, trockenen Schleimhäuten oder Osteoporose überhandnimmt?

  • Hormontherapie: Viele Frauen greifen zu Hormonen, oft in der Hoffnung, den natürlichen Prozess zu kontrollieren. Besonders bioidentische Hormone sind im Trend. Bücher wie Women on Fire von Dr. Sheila de Liz befeuern den Hype.
  • Selbstregulation: Andere setzen auf natürliche Methoden. Jamscreme, Spagyrique oder einfach Geduld. Sie vertrauen darauf, dass der Körper weiss, was er tut.

Doch was, wenn die Angst zu gross wird? Die Geschichten über Wechseljahresbeschwerden sind überall. Wer will schon Schmerzen beim Sex oder das Risiko für Osteoporose? Viele Frauen fühlen sich hin- und hergerissen. Es gibt keine einfache Antwort.

Social Media und der Jugendwahn

Ein weiteres Problem: Social Media. Filter, perfekte Haut, ewige Jugend. Wer durch Instagram scrollt, bekommt schnell das Gefühl, Altern sei ein Fehler. Long Livity – das neue Schlagwort. Alt werden, aber bitte ohne sichtbare Spuren.

Doch was macht das mit dem Selbstbild? Junge Frauen, die ihren Zyklus jahrelang mit Pille, Pflaster oder Ring „einfrieren“, stehen plötzlich vor dem echten Altern. Die Wechseljahre beginnen oft schon ab 40 oder 45, die Menopause kommt meist zwischen 48 und 52. Viele sind überrascht, wie schnell sich der Körper verändert.

Einige beobachten ihre Hände, erschrecken über Falten oder Pigmentflecken. Die Angst, nicht mehr zu genügen, wächst. Und dann? Die einen greifen zu Hormonen, die anderen versuchen, Frieden mit dem natürlichen Prozess zu schliessen.

Anekdote: Natürlich altern – ein Tabu?

Wer offen sagt, dass er „natürlich altern“ will, erntet oft ungläubige Blicke. Fast so, als hätte man den Verstand verloren. „Wie, du nimmst keine Hormone?“, fragen Freundinnen. Der Run auf bioidentische Hormone ist gross. Es wirkt fast wie ein Wettbewerb: Wer bleibt am längsten jung?

Dabei gibt es auch die andere Seite. Menschen, die das Altern annehmen. Die Falten und graue Haare nicht verstecken. Sie strahlen oft eine Ruhe aus, die mit keinem Filter zu erreichen ist. Aber das ist selten. Der gesellschaftliche Druck ist enorm.

Empfehlung: Schritt für Schritt
  1. Ganzheitlich denken: Wie Bea Loosli sagt:

“Ich empfehle den Frauen immer, das ganzheitlich anzuschauen. […] So ab vierzig macht mal einen grossen Service, damit ihr ohne ohne Mängel dann in die Wechseljahre kommt.”

  • Selbstregulative Methoden ausprobieren: Jamscreme, Spagyrique, Bewegung, Ernährung. Erst wenn das nicht reicht, Hormone in Erwägung ziehen – aber nur nach Speichel- oder Bluttest.
  • Individuelle Lösungen suchen: Jede Frau erlebt die Wechseljahre anders. Was für die eine funktioniert, hilft der anderen vielleicht nicht.

Am Ende bleibt die Unsicherheit. Die Wechseljahre sind ein Prozess, kein Problem, das gelöst werden muss. Es gibt viele Wege – und manchmal hilft es, einfach mal innezuhalten und zu fragen: Was brauche ich wirklich?

3. Das hormonelle Puzzle: Individuelle Wege und (verpasste) Chancen

Frühe hormonelle Eingriffe – ein riskantes Spiel?

Viele Mädchen bekommen heute schon mit zwölf oder dreizehn Jahren die Pille verschrieben. Nicht selten geht es dabei gar nicht um Verhütung, sondern um Hautprobleme oder einen unregelmässigen Zyklus. Klingt praktisch, oder? Doch was passiert, wenn das Hormonsystem so früh ausgebremst wird?

Der Körper hat kaum Zeit, seinen eigenen Rhythmus zu finden. Das „perfekte Hormon-Orchester“, wie es manche nennen, wird einfach auf Pause gestellt. Jahre später wundern sich viele, warum sie schon mit Ende zwanzig oder Anfang dreissig Symptome erleben, die eigentlich erst in den Wechseljahren typisch sind.

Einige Expert:innen sprechen sogar von grober Fahrlässigkeit, wenn so früh und so leichtfertig hormonell eingegriffen wird. Denn was fehlt, ist die Chance auf Selbstregulation – der Körper lernt nie, sich selbst zu steuern.

Andere Kulturen, andere Wechseljahre?

Ein Blick über den Tellerrand zeigt: Es gibt Regionen auf der Welt, in denen Menschen über hundert Jahre alt werden – und Wechseljahrprobleme? Unbekannt! In bestimmten Teilen Chinas etwa gibt es keine Begriffe für Hitzewallungen oder Stimmungsschwankungen in den Wechseljahren.

“Da gibt’s auf Erden Kulturen, die kennen gar kein Wort für Wechseljahrprobleme. […] Und das sind alte Kulturen.” – Bea Loosli

Wie kann das sein? Liegt es an der Ernährung, an der Bewegung, am sozialen Miteinander? Oder daran, dass dort nie hormonell eingegriffen wurde? Vielleicht ist es auch das berühmte „Puzzle“: Viele kleine Teile, die zusammen ein stabiles System ergeben.

Natürlich gibt es auch Stimmen, die sagen: Früher sind die Menschen einfach nicht so alt geworden, Wechseljahre waren kein Thema. Doch Studien aus diesen Regionen zeigen, dass hohe Lebensalter und ein natürliches Altern durchaus zusammengehen – ohne die typischen Beschwerden, die hierzulande fast schon als normal gelten.

Was wäre, wenn Selbstregulation Standard wäre?

Stellen wir uns vor, Selbstregulation wäre nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Was würde das für das Verständnis von Gesundheit bedeuten?

Der Körper ist eigentlich ein Wunderwerk der Anpassung. Er kann sich auf neue Lebensphasen einstellen, wenn man ihn lässt. Stichworte wie Körperintelligenz und das Mikrobiom – oft als „neues Gold“ bezeichnet – gewinnen immer mehr an Bedeutung. Sie zeigen, wie wichtig es ist, den eigenen Körper zu verstehen und zu unterstützen, statt ihn vorschnell zu regulieren.

Auch in der Kinderwunschzeit wird immer häufiger ganzheitlich betreut. Es geht nicht mehr nur um Hormone, sondern um das grosse Ganze: Ernährung, Stress, Schlaf, Bewegung.

Doch der Alltag sieht oft anders aus. Die Angst vor Beschwerden, vor dem Unbekannten, führt zu schnellen Lösungen. Ein Rezept, eine Tablette, ein Eingriff – und das Puzzle wird wieder ein Stück komplizierter.

Fazit: Chancen erkennen, Muster hinterfragen

Das hormonelle Puzzle bleibt individuell. Was für die eine funktioniert, kann für die andere zum Problem werden. Doch eines wird klar: Je früher und häufiger in das Hormonsystem eingegriffen wird, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass die natürliche Selbstregulation leidet.

Vielleicht lohnt es sich, öfter innezuhalten und zu fragen: Muss das wirklich sein? Gibt es Alternativen? Und was können wir von Kulturen lernen, in denen Wechseljahre kein Problem sind?

Am Ende bleibt die Erkenntnis: Der Körper weiss oft mehr, als man denkt. Manchmal braucht er nur die Chance, es zu zeigen.

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